Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart haben auch das zweite Play-off-Finale gegen Dresden 1:3 verloren und liegen in der Serie mit 0:2 zurück. Trainer Hernandez ärgerte sich dabei über die Schiedsrichter.

Stuttgart - Nach der Partie kochen die Emotionen hoch. Von der voll besetzten Tribüne der Scharrena hagelt es Pfiffe und Buh-Rufe, sogar einige Plastikbecher fliegen auf das Feld. Währenddessen gerät Stuttgarts Trainer Guillermo Naranjo Hernandez mit Dresdens Co-Trainer Michal Masek aneinander. „Schieber! Schieber!“, brüllen einige der 2100 Zuschauer in Richtung der Unparteiischen, die kurz zuvor mit zwei umstrittenen Entscheidungen den 3:1-Sieg (13:25, 16:25, 25:19, 23:25) der Gäste begünstigt hatten. Es ist das unrühmliche Ende des zweiten Finalspiels um die deutsche Volleyball-Meisterschaft der Frauen. Mit einem Sieg kann sich der Dresdner SC nun bereits am Mittwoch zum Meister krönen.

 

„Die Schiedsrichter haben heute das Spiel entschieden“, sagt Hernandez einige Minuten nach der Partie und schüttelt dabei den Kopf. Er ist immer noch stocksauer wegen einer Entscheidung Ende des vierten Satzes. Dresden führt verdient mit 2:1 nach Sätzen und liegt auch im vierten Spielabschnitt bereits mit 16:6 vorne. Da startet Stuttgart eine Aufholjagd.

Unter dem Jubel der Fans geht Allianz MTV mit 23:21 in Führung – der fünfte Satz ist zum Greifen nahe. Doch der nächste Aufschlag von Athina Papafotiou landet knapp hinter der Linie. Die Schiedsrichter geben den Punkt zurecht für Dresden, doch Hernandez rastet aus. Wild schreit und gestikuliert der emotionale Spanier in Richtung des Oberschiedsrichters Tobias Markfeld, der ihm dafür die Rote Karte zeigt – ein weiterer Punkt für Dresden und plötzlich steht es 23:23. Die Gäste aus Sachsen lassen sich nun nicht zweimal bitten und machen den Sack zu. Dresden gewinnt mit 3:1 – zum Unmut der Fans, die ihre Mannschaft um den Lohn für ihren Kampfgeist gebracht sehen. Denn trotz des schwachen Starts und des frühen Ausfalls von Spielführerin Kim Renkema, die sich mehrfach übergeben musste, hat das Team einmal mehr bewiesen, dass es niemals aufgibt.

Alexander Waibl, dem Trainer des Dresdner SC, ist das egal. Der ehemalige Stuttgarter feiert nach dem verwandelten Matchball ausgelassen mit seinem Team und findet anschließend deutliche Worte. „Wenn man sich so aufführt wie Guillermo, dann bekommt man eben eine Rote Karte. Mit seinen Emotionen macht er doch alles kaputt“, sagt er in Richtung des Stuttgarter Trainers. Doch damit nicht genug. Der 47-jährige Schwabe, der mit den Stuttgarterinnen 2008 in die Bundesliga aufgestiegen war und den Club 2009 im Streit verlassen hatte, redete sich in Rage: „Selbst wenn Stuttgart den vierten Satz gewinnt, bin ich mir sicher, dass wir sie geschlagen hätten. Wir haben in dieser Spielzeit schon zwei Entscheidungssätze gegen sie gewonnen.“

Dabei habe er zu Stuttgart noch immer eine besondere Beziehung. Daran ändere es auch nichts, dass er in Dresden inzwischen sein sportliches Glück gefunden hat und nach einem Pokalsieg und einem Europacupsieg kurz vor seinem zweiten Meistertitel steht. „Ich bin in Stuttgart geboren, habe 40 Jahre hier gelebt, Stuttgart bleibt meine Heimat. Es ist immer wieder ein geiles Gefühl die A 81 runterzufahren“, sagte er.

Auf der anderen Seite des Netzes stehen derweil die Spielerinnen von Allianz MTV Stuttgart. Mit Tränen in den Augen starren sie fassungslos ins Leere. War es das schon mit der Meisterschaft? Das Team wollte nach der unglücklichen 2:3-Niederlage in Dresden zu Hause eigentlich alles besser machen. Doch in den ersten beiden Sätzen wurden sie von den Gästen beinahe überrollt. Am Mittwoch (19.30 Uhr) in der Dresdner Margon-Arena steht die Mannschaft deshalb bereits mit dem Rücken zur Wand. Denn sie muss gewinnen, um ein viertes Spiel am Samstag (19.30 Uhr) in der Porsche-Arena zu erzwingen.

Noch mit zitternder Stimme gibt die Mittelblockerin Nichole Lindow die Marschroute vor: „Wir haben nichts mehr zu verlieren. Wir müssen in Dresden alles geben.“ Der Kampfgeist ist womöglich die einzige Waffe, die sie einer Dresdner Titelverteidigung noch entgegenstellen können.