Minutenlanger Applaus, Bravo-Rufe, Standing Ovations: Das Gauthier-Dance-Publikum feierte gestern Abend im Stuttgarter Theaterhaus die Uraufführung von Marco Goeckes neuem Ballett „Nijinski“.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Minutenlanger Applaus, Bravo-Rufe, Standing Ovations: Das Gauthier-Dance-Publikum feierte gestern Abend im Stuttgarter Theaterhaus die Uraufführung von Marco Goeckes neuem Ballett „Nijinski“ – und entlockte dem introvertierten Choreografen damit sogar ein leises Lächeln. In neun Bildern, ohne Pause, erzählt seine neunzigminütige Choreografie, die der Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts für die Theaterhaus-Company von Eric Gauthier kreierte, vom Leben des Tanzgenies Waslaw Nijinsky (1889-1950).

 

Dabei gelingt Goecke in seiner eigenwilligen Tanzsprache eine starke biografische Erzählung, die von Rosario Guerras enormer Tanzpräzision und Ausdruckskraft getragen wird – sei es als bei der Mutter Trost suchendes Kind, als vom Tanzvirus Befallener oder als Kreise malender Wahnsinniger. Minimalste Bühnenmittel und Kostüme (Michaela Springer) sowie Goeckes in seiner Reinheit Raum für Assoziationen schaffendes Tanzidiom belegen: weniger ist mehr. Der Biografie voraus geht ein Prolog über die Verführung und Magie der Kunst.

So gerät Goeckes „Nijinski“ zum betörenden Sinnbild für die Licht- und Schattenseiten des kreativen Schaffens. Und die Gauthier Dance Company beweist, dass sie längst nicht nur eine Spaßtruppe ist, sondern Tanzkunst in Vollendung beherrscht. Eine ausführliche Besprechung folgt in unserer Montagsausgabe.