„Mir ist einer lieber, der schafft, als einer der’s Maul aufreißt“, sagt eine Ludwigsburgerin beim dortigen Aschermittwoch über den Spitzenkandidaten. Bei den Wahlkampfveranstaltungen will der Funke nicht recht überspringen. Schmid antwortet gewissenhaft und ausführlich auf Fragen des Publikums. Er bevorzugt kleine dialogorientierte Formate. In Heidenheim finden sich immerhin 180 Leute ein. Sie beklatschen den Lokalmatador Andreas Stoch und finden den Landesvorsitzenden „ein bisschen professoral“. Aber sie sagen auch „der Spitzenkandidat ist besser als sein Ruf“. Auch hier wird das Publikum eingebunden. Es ist Nils Schmid, der nach dem offiziellen Teil die Fragesteller sucht, die nicht zum Zuge kamen, um ihnen die Antwort nicht schuldig zu bleiben. Es gibt auch Streicheleinheiten auf dieser harten Wahlkampftour. In Ulm macht der SPD-Landesvorsitzende eine Stippvisite bei Oberbürgermeister Ivo Gönner, der zum Zeitpunkt des Besuchs die letzten Tage im Amt ist – und eine SPD-Ikone an Volksverbundenheit und Jovialität. Der barocke Gegenpart zum spartanischen Schmid. Man plaudert bei einem „Häfele Kaffee“ (Gönner) und einer Tasse Tee (Schmid) über Infrastruktur („da hast du viel geholfen“, lobt der OB den Finanzminister), über Heimat („damit haben wir uns lange schwer getan“, sagt Gönner über seine Sozialdemokraten). Zum Abschied gibts ein beinahe väterliches aufmunterndes Schulterklopfen für den Matadoren. „Gutes Gelingen“, sagt Gönner. „Und es wird gelingen“, schiebt er nach.

 

Der Spitzenkandidat wirkt keineswegs verzagt. Bei dieser Reise durch den Winter konnte der Landesvorsitzende sogar ein nagelneues leuchtend rotes Parteibuch unterschreiben. Die Ulmer Industriekauffrau Christina Rühle ist in die SPD eingetreten. „Mit Fleiß“, wie man in der Gegend sagt. Oder, „jetzt erst recht“. Die können Unterstützung gebrauchen, habe sie sich gedacht.

Auf der Heimfahrt im Busle zieht die Nummer eins der baden-württembergischen Sozialdemokratie eine positive Bilanz des anstrengenden Tages. Nur eins hat er auszusetzen: „Das Abendessen war schmal“. Es gab ein Käsebrötchen.