Korrespondenten: Klaus Ehringfeld (ehr)

Der Preis hilft, aus einer gleichgültigen Bevölkerung eine nachdenkliche zu machen. Und er kann all die Gegner des Friedensprozesses zum Umdenken bewegen, die sich nicht hinter dem Rechtsaußen Uribe geschart haben, für den die Farc schlicht Terroristen sind, denen man besser mit Blei als mit Worten begegnet. Die Unternehmer zum Beispiel, die von den Investitionen profitieren könnten, die ein Frieden bringt, könnten jetzt anders entscheiden.

 

Der Fingerzeig des Nobelkomitees ist letztlich auch für den Präsidenten selbst eine riesige Verpflichtung. Denn nun darf er nicht mehr scheitern. Er muss den Krieg in Kolumbien beenden. Und zwar schnell. Das ist komplizierter geworden seit dem Plebiszit, weil er nun nicht mehr nur mit den Rebellen, sondern auch mit der rechten Opposition den Ausweg suchen muss. Aber diese ist durch den Nobelpreis geschwächt. Und die Anerkennung, der Stolz, die Freude über den Preis in dem südamerikanischen Land werden ihm dabei helfen, sein Ziel und das Ziel aller Kolumbianer zu erreichen. Dass endlich für immer die Waffen schweigen und das Land in eine bessere Zukunft blicken kann.

Zugeständnisse der Guerilleros

Dass den Nobelpreis nicht auch noch der Farc-Chef Rodrigo Londoño alias „Timochenko“ bekommen hat, mag auf den ersten Blick verwundern. Schließlich haben die Guerilleros in den vier Jahre währenden Verhandlungen viele Zugeständnisse gemacht. Das geht in der aktuellen Diskussion etwas unter. Aber es ist nachvollziehbar, dass das Nobelpreiskomitee eine Auszeichnung nicht an jemanden vergibt, der zumindest mittelbar für Entführungen, Anschläge, Morde, Vertreibungen und die Rekrutierung Minderjähriger mitverantwortlich ist. Timochenko hat 40 seiner 57 Jahre bei den Farc verbracht – die meisten davon in der Führungsebene. Es wäre kühn gewesen, den größten Friedenspreis der Welt auch dem Rebellenchef zu verleihen. Das werden nicht alle Kolumbianer gut finden, aber sie werden es zumindest verstehen.