Am Dienstag wird Hillary Clinton als erste Frau zur Präsidentschaftskandidatin einer der beiden US-Großparteien nominiert. Doch dagegen, dass es gerade diese Frau sein muss, gab es auch Proteste.

Philadelphia - Trotz aller Aufrufe zur Geschlossenheit hält der Zwist in der Demokratischen Partei vor der Nominierung von Hillary Clinton zur Präsidentschaftskandidatin an. Hunderte Anhänger des linken Parteiflügels versammelten sich auch am Dienstag wieder vor dem Rathaus von Philadelphia, um gegen die Kür Clintons durch die Parteitagsdelegierten zu demonstrieren.

 

Die offizielle Nominierung der ehemaligen US-Außenministerin und First Lady am Dienstag sollte eigentlich ein historischer und von der Partei orchestrierter Moment sein: Erstmals wird eine Frau eine der beiden großen Parteien des Landes in eine Präsidentschaftswahl führen. Doch vor allem die Anhänger ihres unterlegenen Rivalen Bernie Sanders wurden nicht müde, gegen Clinton Stimmung zu machen.

Nach seiner Rede am ersten Tag der Convention am Montag rief Sanders auch am Dienstag wieder dazu auf, die Reihen hinter Clinton zu schließen, um deren republikanischen Rivalen Donald Trump zu verhindern. Die sei ein „unglaublich entscheidender Moment“ für die Demokraten, sagte er Delegierten aus Wisconsin. Auch Clintons Ehemann, Ex-Präsident Bill Clinton, wollte in als Hauptredner am Dienstag versuchen, die Sanders-Anhänger auf Linie zu bringen.

Schadenfreude bei Trump

Einige waren bereits nach den ersten Reden vom Montag überzeugt. „Im Laufe der Nacht erlebten wir eine Partie, die stärker wurde“, sagte der Delegierte Boyd Brown aus South Carolina. Andere wollten ihren Protest und die Störung des Parteitages aufrechterhalten. „Ziviler Ungehorsam ist der Eckpfeiler demokratischer Werte“, sagte der Sanders-Anhänger Gabriel McArthur aus einem Vorort von Denver. Einer der Demonstranten am Dienstag, Greg Gregg, sagte, er werde statt für Clinton für die Grünen-Kandidatin Jill Stein stimmen. „Ich stimme lieber für das, was ich will und verliere, als für das, was ich nicht will und gewinne“, zitierte er den sozialistischen Arbeiterführer Eugene Debs.

Trump verfolgte das Chaos bei den Rivalen mit Schadenfreude. „Unsere Politiker haben euch völlig im Stich gelassen“, sagte er am Dienstag bei einer Rede vor US-Kriegsveteranen in North Carolina. Als Trump Clintons Namen erwähnte, rief die Menge: „Sperrt sie ein“. Clinton hatte erst am Montag vor der gleichen Veranstaltung in North Carolina gesprochen. „Ich schätze, sie hat sich nicht sonderlich gut angestellt“, sagte Trump.

Beim Nominierungsparteitag in Philadelphia wird am Dienstag mit dem sogenannten „roll call“ die Kür Clintons zur Präsidentschaftskandidatin perfekt gemacht. Dabei verkündet jeder Staat, wie seine Delegierten in den Vorwahlen gestimmt haben. Fraglich war, ob Sanders das langwierige Prozedere unterbrechen würde, um dazu aufzurufen, Clinton per Akklamation zur Kandidatin der Partei zu nominieren. So hatte es Clinton selbst gemacht, als sie 2008 Barack Obama unterlegen war, um zu zeigen, dass ihre Rivalität endgültig vorbei ist.