Sie waren ein Bundestrainer, der für seine Überzeugungen gekämpft hat. Fehlt dem Langlauf ein starker Mann an der Spitze?
Aktuell gibt es keinen Cheftrainer, und der Sportliche Leiter Andreas Schlütter kann nicht überall sein. Ich war für den Verband sicher nicht bequem, weder als Athlet noch als Trainer. Ich hatte klare Vorstellung – aber die waren offensichtlich nicht so ganz falsch. Allerdings muss ein Trainer auch talentierte, motivierte, leistungsstarke Sportler haben. Ich konnte mit einer tollen Athletengeneration arbeiten, doch klar ist: So gut kann nicht jede Generation sein. Derzeit gibt es bei uns keine Weltklasseläufer.
Wann beginnt die nächste Erfolgs-Ära?
Keine Ahnung. Fest steht nur, dass es immer schwieriger wird.
Warum?
Weil uns die internationale Konkurrenz enteilt ist. Und weil in Deutschland alle Ausdauersportarten ein Nachwuchsproblem haben. Es ist bei uns nicht mehr angesagt, sich tagtäglich in seiner Disziplin zu quälen. Es ist für mich ein Horror, wenn ich mitbekomme, was junge Leute heutzutage für eine Vorstellung davon haben, mit wie wenig Aufwand Leistungssport betrieben werden kann. Dabei ist Fleiß das größte Talent, das ein Langläufer haben kann.
Bei Kombinierern und Biathleten läuft es auch in der Loipe – was klappt dort besser?
Das kann man nicht vergleichen.
Warum?
Die Trainingslehre ist eine ganz andere. Ein Kombinierer hat einen völlig anderen Körperbau, weil er ja auch springen können muss. Er hätte bei den Langläufern nicht annähernd die Chance mitzuhalten. Und im Biathlon werden maximal Runden von drei Kilometern gelaufen, ehe es wieder zum Schießen geht und sich der Körper regenerieren kann. Biathleten kommen auf viel weniger Wettkampf-Kilometer, da steckt eine ganz andere Philosophie dahinter.
Trotzdem hat sich Laura Dahlmeier läuferisch enorm gesteigert. Warum gibt es im Langlauf niemand mit einer ähnlichen Entwicklung?
Weil Laura Dahlmeier ein schneeweißer Rabe ist, die gibt es noch seltener. Was sie jetzt bei der WM für eine Komplexleistung abgeliefert hat, ist phänomenal. Selbst ihre Trainer haben vor zwei, drei Jahren diese Leistungsexplosion nicht für möglich gehalten.