Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Ich bin wie Sie um die 30. Auf mich wirken die Objekte völlig veraltet und unbrauchbar.
Das trifft nicht auf alle zu. Sehen Sie hier, die Nähmaschine neben der „Burda“-Zeitschrift: Da sind Anleitungen drin, wie man sich sein eigenes Kleid schneidern kann. Das war mal eine Notwendigkeit, heute gehen die Leute aus Spaß in den Nähzirkel. Billiger als ein Kleid zu kaufen ist es nicht, Filialisten können Kleidung günstiger anbieten. Interessanterweise drucken sie heute Muster von Kittelschürzen auf ihre Klamotten, was heutige Jugendliche oft nicht als solche erkennen. Auch die Singer-Nähmaschine ist zwar alt, aber deswegen nicht veraltet. Das Produkt und das, was man damit macht, hebt sich von der temporeichen Jetztzeit ab.

Mag sein, und doch erscheinen mir die meisten der ausgestellten Objekte unpraktisch zu sein.
Damals waren die Geräte hochmodern. Klar ist ein Walkman für heutige Verhältnisse ein großes, schweres Gerät. In den 80er Jahren war er aber kompakt und leicht, jedenfalls leichter als ein tragbarer Plattenspieler. Damals hat man ja auch fünf Minuten gewartet, bis sich das Computerspiel am Heimcomputer Commodore 64 geladen hatte. Heute würde man nach wenigen Sekunden sagen, das funktioniert nicht. Anfang der 80er Jahre galt der C 64 als technische Revolution.

Sie haben so einen Computer auch bei sich in der Ausstellung aufgebaut. Wie lange muss man warten, bis man auf dem C 64 den Klassiker „Pacman“ spielen kann?
Wir haben mit einem technischen Kniff die Ladezeit verkürzt. Was wir nicht verändert haben, sind die kryptischen Befehle, die Sie eintippen müssen, um das Computerspiel zu starten: „LOAD ‚$‘, 8 LIST LOAD ‚PACMAN.PRG‘,8,1 RUN“. Und vergessen Sie ja die Anführungszeichen nicht!

Sie haben auch Disketten hier . . .
Ja, Sie finden heute kaum noch Computer mit Diskettenlaufwerk. Unser PC hatte damals ein Laufwerk für große und für kleine Disketten. Die großen fand ich interessanter, weil man die biegen konnte.

Sie zeigen nicht nur Technik. In einer Vitrine steht ein Schnapsbrunnen, laut Verpackung wurde er für „Gelegenheitsschnäpsler, Mal-Zwischendurch-Genießer oder Nach-dem-Essen-Süffler“ erfunden. Daneben stehen ein Raucherservice und ein Party-Apfel als Spießchenhalter – etwa für Salami-Oliven-Pumpernickel-Spießchen oder Käse-Mandarine-Spießchen.
Und das alles wurde von der Esslinger Firma Quist hergestellt!

Die Firma ist Geschichte, dieses Partyzubehör auch. Warum gibt es so etwas nicht mehr?
Zusammentreffen laufen heute anders ab. Mit solchen Gegenständen wollte man zeigen, dass man jung und frei ist – und dass man sich etwas leisten kann. Heute ist man pragmatischer, will nicht mehr so viel abwaschen. Die Repräsentation ist weniger wichtig. Wer leistet sich neben seinem Alltagsgeschirr noch ein „gutes Service“? Kaum jemand. Wenn mal was kaputtgeht, sollte das kein großes Trara verursachen.

„Wie schade!“, sagen nun unsere älteren Leser.
Das alles heißt ja nicht, dass man nicht mehr zeigen möchte, wie gut es einem geht. Man tut das heutzutage allerdings mit anderen Mitteln. Bio- und Fairtrade-Lebensmittel können sich zum Beispiel nicht alle leisten. Wenn man als Gastgeber erkennbar solche Zutaten verwendet, ist das ganz ähnlich wie damals mit dem schönen Besteck.