Region: Corinna Meinke (com)

70 Jahre sind vergangen, seitdem die mutigen Frauen von Altenstadt Zivilcourage bewiesen haben. Erst jetzt sind die Archivalien wieder aufgetaucht, die das belegen. Es ist wahrlich müßig, zu kritisieren, dass die Geislinger kurz nach dem Krieg nicht den Mut fanden, die Leistung der Frauen zu honorieren. Aber die Frage muss erlaubt sein, warum die Aufarbeitung so viele Jahrzehnte verschlafen wurde. Handelt es sich hier doch um ein äußerst positives Erinnern – an wahre Heldentaten.

 

Wie viel schwerer fällt im Vergleich dazu das Erinnern an die NS-Gräueltaten, die den WMF-Zwangsarbeiterinnen widerfahren sind: Wurden diese Frauen zu krank zum Arbeiten, transportierten die Nazis sie nach Auschwitz, wo sie in den Gaskammern umkamen.

Die Erinnerung an den Naziterror fällt in Geislingen heute noch mager aus. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse fristen in Archiven ein Schattendasein, und erst, wenn die Stolperschwelle für die 800 ungarischen Zwangsarbeiterinnen verlegt sind, blitzt auf einigen Zentimetern im Asphalt Geschichte auf. Noch wichtiger ist aber, was in den Köpfen und Herzen aufblitzt. Es ist höchste Zeit für eine ausführliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Daran muss in Geislingen gearbeitet werden.