Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Der MAD ließ sich sieben Monate Zeit, bis er diesem Nazi in Uniform auf den Zahn zu fühlen begann. Dabei ging er allerdings gründlich vor. Die MAD-Informationen über den rechtsextremistischen „Thüringer Heimatschutz“ und das Milieu, in dem der „Nationalsozialistische Untergrund“ gediehen ist, sind nach Ansicht des Grünen Wieland „eigentlich die besten“, die überhaupt vorliegen. Der Militärgeheimdienst sei „sehr umfassend über Strategien und Strukturen des Rechtsextremismus informiert“ gewesen, urteilt Petra Pau.Die Aufklärung im Fall Mundlos blieb allerdings folgenlos. Pau fasst zusammen: „Als bekannter Nazi wurde er in der Bundeswehr an Waffen ausgebildet, zweimal befördert und in Ehren entlassen.“ Damit nicht genug: Nach dem Abtauchen des Zwickauer Terrortrios hat der MAD unter Soldaten weiter nach Spuren gesucht. Es gab drei entsprechende Anfragen, wobei sich nicht rekonstruieren lässt, von welcher Behörde sie kamen. 1999, ein Jahr nach dem Verschwinden, 2000 sowie 2002 recherchierte der MAD und trug dabei „sehr ernsthafte und sehr gute Hinweise“ auf die Untergrund-Nazis zusammen, so der CDU-Mann Binninger. Diese Informationen wurden offenbar an den Verfassungsschutz weitergereicht, ohne dass sich der MAD darum gekümmert hätte, was daraus folgt. „Aus Höflichkeit“, so der Oberst a. D. Huth, habe man nicht nachgefragt, ob die Kollegen die Spuren auch konsequent weiter verfolgten.

 

„Man hätte sie eigentlich finden müssen“

Binninger ist noch immer fassungslos, wenn er rekapituliert, wie „überbürokratisch, formell“ die Sicherheitsbehörden damals vorgegangen seien. Es sei „ein Jammer, dass mit diesen Informationen nichts passiert ist“. Aufgrund der MAD-Erkenntnisse über das abgetauchte Neonazi-Trio glaubt er: „Man hätte sie eigentlich finden müssen.“ Pau zieht ein fatales Fazit: Wenn die MAD-Spuren nicht ignoriert worden wären, hätte man die Mordserie „verhindern oder wenigstens stoppen“ können.

Mundlos sollte laut Huth während seiner Wehrdienstzeit sogar als Spitzel angeworben werden. Dies hatte die Führung des MAD bisher bestritten. Es sei auch üblich gewesen, solche V-Leute dann an andere Geheimdienste weiterzureichen, wenn sie die Bundeswehr verlassen. Mundlos habe aber erklärt, mit dem Verfassungsschutz wolle er nicht zusammenarbeiten.