Nachdem der Parteitag der Alternative für Deutschland in Esslingen scheiterte, versucht es die Partei weiter neckaraufwärts.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Nürtingen - Die AfD hat schnell reagiert: nachdem sie ihren Parteitag am 18. und 19. Februar in Esslingen abgesagt hatte, wird sie sich nun am 21. und 22. Januar in Nürtingen treffen. Das bestätigt der Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle, Moritz Brodbeck. Bei diesem Parteitag will die AfD ihre Liste für die Bundestagswahl komplettieren.

 

Für die Wahl Nürtingens zum Veranstaltungsort gibt es für die Partei keinen besonderen Grund, außer, dass die Halle schnell verfügbar war. „Wir sind nicht eben mit Hallen-Angeboten gesegnet“, umschreibt Moritz Brodbeck die Situation der Partei. Die Verträge sind mittlerweile unterschrieben. „Derzeit arbeitet die Stadt Nürtingen an einem Sicherheitskonzept, die letzten Abstimmungen laufen“, berichtet Clint Metzger, der städtische Pressesprecher. Die endgültige Abstimmung werde in der nächsten Woche erfolgen.

Denn wie auch in Esslingen rechnet die Stadt mit Gegendemonstrationen. Zumindest ein Bündnis hat sich bereits gemeldet, das an diesem Tag für ein weltoffenes und buntes Nürtingen werben will. Der SPD-Stadt- und Kreisrat Michael Medla will hier ein Zeichen setzen und hat bereits Anhänger um sich geschart. Am kommenden Dienstag will er das Bündnis gründen, das bislang den vorläufigen Namen „Nürtingen bleibt bunt“ trägt.

Ganz wichtig ist Michael Medla, dass dieses Bündnis parteiübergreifend und überkonfessionell ist. „Wir wollen Flagge zeigen und zum Ausdruck bringen, wie vielfältig und bunt wir Nürtinger sind.“ Ganz wichtig ist ihm auch, dass es keine Demonstration gegen den AfD-Parteitag wird, sondern „ein Zeichen gegen die Angst“. Er will den Bürgern ein Sprachrohr bieten, um gesamtgesellschaftlichen Probleme zu thematisieren.

Der Nürtinger Oberbürgermeister Otmar Heirich ist „not amused“ über die Veranstaltung in der Stadt. Gleichwohl müsse die Verwaltung den rechtlichen Rahmen beachten, und der sehe nun einmal vor, dass die Stadt einer Partei einen Raum gewähren müsse für ihre Veranstaltungen. Für Heirich ist allerdings das letzte Wort noch nicht gesprochen. Denn auch in Nürtingen werde man hohe Sicherheitsstandards einziehen müssen. Gerade diese Sicherungen waren es gewesen, die der AfD in Esslingen zu aufwendig gewesen waren.

In Esslingen ist man indessen froh, dass die AfD neckaraufwärts gezogen ist. „Es ist gut, dass die aggressive Propaganda einiger AfD-Politiker nicht von Esslingen aus zu hören sein wird“, so wertet Frank Böhringer, der Vorsitzende der SPD Esslingen, die Entscheidung der Alternative für Deutschland. Auch die Esslinger waren dabei, eine breite Allianz zu schmieden zwischen Parteien, Gewerkschaften, den Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie verschiedenen Kultureinrichtungen in der Stadt.

„Das hätte deutlich gemacht, dass aggressive rechtsradikale und offen rassistische Äußerungen in Esslingen nicht geduldet werden und auch breiten Widerspruch hervorrufen“, erklärte Daniel Blank, der Pressesprecher der SPD-Gemeinderatsfraktion in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung.