Die Stadt muss marode Brücken, Unterführungen und Stützwände in Schuss bringen. Zunächst werden zwei Querungen über die Steinach in Angriff genommen. Am Museum ist eine denkmalgerechte Instandsetzung günstiger als ein Neubau.

Nürtingen - Die Denkmalbehörde spielt nicht mit. Eigentlich hatte die Stadt Nürtingen die sanierungsbedürftige Steinachbrücke beim Stadtmuseum abreißen wollen. Eine neue, schmälere Brücke hätte das Bauwerk ersetzen sollen. Doch nur zwei Monate nach diesem Gemeinderatsbeschluss vor vier Jahren nahm das Landesamt für Denkmalpflege die im Jahr 1889 gebaute Nürtinger Steinachbrücke in die Liste der Kulturdenkmäler auf.

 

Die Brücke am Museum prägt das Stadtbild

Damit sind die Abrisspläne erledigt. Wie sich herausgestellt hat, ist der aktuelle Zustand der Brücke nicht so schlecht, als dass der Aufwand für eine Sanierung unzumutbar wäre. Für eine denkmalgerechte Instandsetzung rechnet das Technische Rathaus mit Ausgaben von 515 000 Euro. Nürtingen erwartet einen Landeszuschuss von 75 000 Euro, so dass die Stadt nach dieser Rechnung rund 440 000 Euro selbst schultern müsste. Der Bauausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstagabend diese Summe einstimmig bewilligt. Zum Vergleich: Der zunächst angepeilte Ersatzbau hätte in einer Billigvariante geschätzt rund 480 000 Euro gekostet.

Nicht nur finanziell, sondern auch städtebaulich ist aus Nürtinger Sicht eine Sanierung der bessere Weg. Bei der vor sechs Jahrzehnten mit einer Stahlbetonplatte ergänzten Steinachbrücke sind die Stahlgeländer ein Hingucker. Zur denkmalgeschützten Gesamtkonstruktion gehören auch die Widerlager aus Sandsteinquadern und die kunsthandwerkliche Gestaltung am Tragwerk. Die seit einigen Jahren nur noch eingeschränkt durch Fahrzeuge befahrbare Brücke liegt exponiert am Eingang zur historischen Altstadt. Fußgänger und Fahrradfahrer nutzen die ortsbildprägende Querung häufig.

23 Prozent der Bauwerke in kritischem Zustand

Die Arbeiten am Museum sollen nach dem Maientag beginnen. Zudem visiert die Stadt in den nächsten Monaten einen Ersatzbau für die Steinachbrücke bei der Firma Deininger an. Seit vier Jahren ist die Brücke für den motorisierten Verkehr gesperrt. Eine Ersatzbrücke für Fußgänger und Radler wird mit rund 350 000 Euro veranschlagt. In dieser Summe enthalten sind Kosten unter anderem für Belagsarbeiten der angrenzenden Straßen.

Insgesamt muss Nürtingen über 57 Ingenieurbauwerke wachen. Deren Instandhaltung ist eine Daueraufgabe. Von den Brücken, Unterführungen, Lärmschutz- und Stützwänden befinden sich derzeit 23 Prozent in einem kritischen bis ungenügenden Zustand. Um die Infrastruktur zu sichern, hat die Stadt Kosten von rund 2,4 Millionen Euro ermittelt. Die tatsächliche Zahl liegt jedoch höher, da Kosten für eine ganze Reihe von Sanierungen noch offen sind.

Kommunen sehen sich ohne Finanzhilfen überfordert

Denkmalschutz
Mehrere Brücken in Nürtingen stehen unter Denkmalschutz. Eine davon ist die Teufelsbrücke zwischen Oberensingen und Hardt. Die Stadtverwaltung hatte das historische Bauwerk zunächst abreißen wollen. Hartnäckige Proteste aus der Bürgerschaft und die Intervention des Denkmalamts hatten schließlich die Rettung der Teufelsbrücke zur Folge.

Esslingen
Auch andernorts im Landkreis müssen Städte kräftig in ihre Verkehrsinfrastruktur investieren. Um 130 Brückenbauwerke in einen akzeptablen Zustand zu versetzen, benötigt Esslingen mehr als 100 Millionen Euro. Angesichts dieser schwindelerregenden Zahl sieht die Stadt das Land und den Bund in der Pflicht. Auf sich gestellt wäre Esslingen wohl überfordert.

Mehrkosten
Seit drei Monaten laufen die Arbeiten an der Dieter-Roser-Brücke in Esslingen. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Sanierung der wichtigen Verbindung nach Esslingen-Zell länger gedauert als gedacht. Damit nicht genug. Es zeichnet sich ab, dass die Arbeiten statt der ursprünglich angesetzten 2,1 Millionen Euro wohl 2,73 Millionen Euro verschlingen werden.