Mit dem Film „Kinderträume“ schildert das Hilfswerk ChildFund eindrücklich das Schicksal von Waisen und Vertriebenen in der Ukraine.

Nürtingen - Der Krieg in der Ukraine ist für viele Menschen hier weit weg. „Kinderträume“ heißt der Film, den das Kinderhilfswerk ChildFund mit Sitz in Nürtingen gedreht. Er zeigt das Leid der Menschen in der Ukraine und spiegelt gleichzeitig die Hoffnungen der Betroffenen wider. Schulen können den Film für Unterrichtszwecke ausleihen.

 

Die Kinder, die in dem Film zu Wort kommen, haben Ausnahmesituationen erlebt. Einige von ihnen mussten vor den Kämpfen im Osten des Landes fliehen, andere kämpfen gegen eine lebensbedrohliche Krankheit. Da ist zum Beispiel die 17-jährige Mariam, die ihre Heimatstadt Luhansk verlassen musste. „Ich würde mir wünschen, dass Eltern ihren Kindern vertrauen, dass Kinder vor allem ihrem Herzen folgen“, erzählt sie von ihren Träumen.

Unterstützung für an Leukämie erkrankte Kinder

Inmitten einer tiefen ökonomischen und sozialen Krise setzt das Kinderhilfswerk ChildFund seine Arbeit in dem Land fort, in dem es sich seit mehr als zehn Jahren engagiert. Zunächst hatte die Organisation einer Kinderkrebsklinik auf der Krim geholfen. Seit deren Annexion durch Russland sei der Zugang aber nicht mehr möglich, sagt die Geschäftsführerin von ChildFund, Antje Becker. Dafür unterstützt man seit zwei Jahren nun das Kinderkrebszentrum Luzk in der Westukraine. So übernimmt ChildFund einen Teil der Kosten für lebensrettende Medikamente. Die Gegend zählt zu den Regionen, die unter den Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl besonders zu leiden hatte. Bis heute erkranken dort jedes Jahr etwa 30 Kinder an Leukämie oder anderen Formen von Krebs.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Unterstützung von Waisenkindern. Gerade Kinder mit einer Behinderung, deren Eltern nicht mehr leben oder die der Krieg von ihnen getrennt hat, sind auf Hilfe angewiesen. ChildFund vermittelt Mädchen und Jungen in sogenannte Family Type Houses. Weg vom klassischen Waisenhaus hin zu familienähnlichen Strukturen – je behüteter die soziale Umgebung für Kinder ist, desto höher sind die Chancen, dass sie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln.

Jugendliche sehnen sich nach Demokratie

Schließlich setzt sich die Organisation für die Stärkung der Zivilgesellschaft ein. Bei einem Austauschprogramm lernen sich ukrainische und deutsche Jugendliche kennen. Viele Ukrainer sehnten sich nach Demokratie, wüssten aber nicht wie diese Gesellschaftsform auf ihr Land anzuwenden, erklärt Antje Becker. In Deutschland lernten sie wie demokratische Strukturen funktionieren. „Das motiviert sie unglaublich“, so Antje Becker.

Larysa Kharchenko, bei ChildFund für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, stammt wie zwei weitere Kollegen auch selbst aus der Ukraine. Sie spricht von einem Land „in einem tiefen Umbruch auf der Suche nach seiner Identität“. Es sei wichtig, dass der Westen das Land nicht fallen lasse. „Ukrainer schreien nach Europa, weil sie sich als ein Teil von Europa sehen“, sagt Larysa Kharchenko.

Andrea Sawatzki ist die prominenteste Patin

Geschichte
Astrid Greiner gründete im Jahr 1978 in Nürtingen das CCF Kinderhilfswerk. Die Idee dazu wurde bereits in den 1960er Jahren geboren. Damals arbeitete Astrid Greiner als Büroangestellte in den USA. An Weihnachten 1965 wurde sie in einer Zeitung auf eine Anzeige von CCF in Richmond (Virginia) aufmerksam. Es wurden Paten für Kinder in armen Ländern gesucht. „Dieser Aufruf traf mich mitten ins Herz“, erinnert sich Astrid Greiner.

Patenschaft
Vor sieben Jahren änderte das CCF Kinderhilfswerk seinen Namen in ChildFund Deutschland. Die sozialen Projekte in Südamerika, Afrika und Asien sind praktisch über den gesamten Erdball verteilt. Weiter vermittelt ChildFund auch Patenschaften für Kinder in armen Ländern. Prominenteste Patin ist seit elf Jahren Andrea Sawatzki. „Kein Kind darf ausgebeutet werden, nirgendwo“, begründet die Schauspielerin und Autorin ihr Engagement.

Film
Für die Dreharbeiten zu „Kinderträume“ reiste ein ChildFund-Team in Begleitung des Regisseurs Jörg Plechinger eine Woche lang durch die Ukraine. Dabei entstanden in Interviews einfühlsame Gespräche, die nachdenklich machen und zugleich eine positive Kraft ausstrahlen. Bildungseinrichtungen, die sich für den Film interessieren, können sich an ChildFund wenden.