Der Gemeinderat hat entschieden, dass auf der Nanzwiese unter einer Hochspannungsleitung Wohncontainer für Flüchtlinge aufgestellt werden. Die Bürgervereinigung Roßdorf kritisiert den Beschluss.

Nürtingen - Die „Bürgervereinigung im Nürtinger Roßdorf“ (BVR) stellt in einer Pressemitteilung fest, „dass die Stadtverwaltung und eine Mehrheit des Nürtinger Gemeinderats sowohl die Menschen des Stadtteils, als auch deren bürgerschaftliche Mitarbeit, sowie die Gesundheit von anerkannten Asylbewerbern missachten“. Die Vertretung des Stadtteils reagiert damit auf die jüngste Gemeinderatssitzung am Dienstag. Wie berichtet, hatte das Gremium mit 18 zu 14 Stimmen beschlossen, für die Dauer von drei Jahren bis zu 60 Flüchtlinge auf der Nanzwiese unterzubringen. Die Container sollen unter einer 380 000-Volt-Leitung aufgestellt werden. Kritiker befürchten Gesundheitsschäden durch elektromagnetische Felder.

 

Am 12. November habe der Nürtinger Oberbürgermeister Otmar Heirich an die Roßdorfer appelliert, „vermietbaren Wohnraum zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen aufzutreiben“. In kurzer Zeit sei es gelungen, im Roßdorf vier Mietwohnungen zu finden, zuzüglich zu den sieben, die bereits Flüchtlingen zur Verfügung stünden. Weitere seien angekündigt.

„Ohne das Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit wäre die Stadtverwaltung längst gescheitert. Der OB wollte aber nicht abwarten, was die Ehrenamtlichen über Weihnachten zustande bringen“, so die BVR. Mit zwei Fraktionen des Gemeinderats habe er stattdessen „im Eiltempo eine Mehrheit für die Aufstellung von Containern auf der Nanzwiese gezimmert, obwohl es sowohl im Roßdorf, als auch in der Kernstadt Alternativen für einen befristeten Containerstandort gibt“. Angeblich sei die Nanzwiese das einzige städtische Grundstück mit sofortigem Baurecht. „Zwei andere Grundstücke, die im Juni ebenfalls im Gespräch waren, fehlen plötzlich in der Bilanz.“

Die Hochspannungsleitung sei „noch im Sommer von der Stadtverwaltung ignoriert, verschwiegen und in Plänen wegretuschiert gewesen“, so der Vorwurf der BVR. Die Bundesimmissionsschutz-Verordnung verbiete es in ganz Deutschland vorsorglich, neue Leitungen mit mehr als 220 Kilo-Volt über Wohnungen zu ziehen. Der Umkehrschluss sei aus juristischen Gründen nicht möglich, weil jeder Bauherr seine persönlichen Risiken abzuschätzen habe.

Die Nürtinger Stadtverwaltung, schließt daraus, dass es dann auch keine beachtenswerten gesundheitlichen Risiken geben könne. Sie werde jedoch auch nicht selber unter der Leitung wohnen. Die Menschen, die tatsächlich dort einziehen sollen, hätten keine Wahl. Die BVR protestiere im Namen der Roßdorfer Bürgerschaft gegen die „Willkür einer haarsträubenden Logik und gegen mangelnde Flexibilität einer menschenverachtenden Flüchtlingspolitik.“