Die Ausgaben der Städte für den ÖPNV steigen. Als Einnahmequellen sind eine City-Maut oder eine Nahverkehrsabgabe im Gespräch. Was halten Sie davon?
Für die City-Maut braucht es den Bund. Bei einer Nahverkehrsabgabe reicht vermutlich eine Landesregelung. Beide Instrumente sind diskussionswürdig. Vor allem von einer Nahverkehrsabgabe halte ich viel. Sie hätte den Vorteil, dass alle Autobesitzer zahlen und im Gegenzug ein Ticket für den Nahverkehr bekommen. Das ist der besondere Anreiz zum Umsteigen. Der Städtetag hat jetzt gefordert, dass die Kommunen das ausprobieren können. Ich unterstütze das sehr, und ich würde mir wünschen, dass das Land die Voraussetzungen dafür schafft.

„Wir machen Stuttgart noch attraktiver“

Kulturschaffende um den ehemaligen Moderator Wieland Backes haben sich zu dem Verein Aufbruch Stuttgart zusammengeschlossen. Sie wollen die Stadt ummodeln und ein Kulturquartier schaffen. Ist jetzt Herr Backes für die Stadtplanung zuständig?
Für die Stadtplanung sind zunächst mal der Oberbürgermeister und die Verwaltung zuständig, und der Gemeinderat entscheidet. Ich freue mich aber sehr, dass es in der Bürgerschaft ein breites Interesse gibt, die Zukunft der Stadt mitzugestalten, und ich wäre vom Affen gebissen, wenn ich das ablehnen würde. Wichtig ist dabei immer, die Stadt als Ganzes zu sehen. Zum Beispiel muss Stuttgart 21 erst mal fertig gebaut werden, bevor ich die Konrad-Adenauer-Straße überhaupt verändern kann. Das geht bautechnisch nicht anders. Und um das auch mal zu sagen: Stuttgart ist so attraktiv wie kaum eine andere Stadt in Deutschland. Die Leute strömen von überall hierher. Und wir machen die Stadt noch attraktiver. Das größte Problem sind die autobahnähnlichen Gebilde, die unsere Innenstadt durchschneiden. Da haben Herr Backes und seine Leute völlig recht.
Der Aufbruch-Verein ist doch aber aus dem Eindruck heraus entstanden, dass die Stadt und der OB nicht genügend tun.
Das ist ein falscher Eindruck. Wir haben viel auf den Weg gebracht, und gemeinsam mit dem Gemeinderat beschäftige ich mich intensiv mit Visionen für Stuttgart.
Herr Kaufmann sagt, der OB trage nichts zum Aufbruch in der Stadt bei.
Das buche ich unter dem Stichwort Bundestagswahlkampf ab.

„Wir brauchen ein zusätzliches Konzerthaus“

Die Oper muss saniert werden; jetzt geht es um den Standort für die Ausweichspielstätte. Sie haben den Vorschlag am Mercedes-Benz-Museum ins Spiel gebracht. Warum sagen Sie nicht klar und deutlich, dass das Ihr Favorit ist?
Für den Standort spricht, dass sich dort eine Interimsspielstätte am schnellsten realisieren ließe. Jährlich finden 700 000 Besucher den Weg ins Mercedes-Museum; er ist also nicht so abgelegen, wie manche sagen. Außerdem wollen wir die U 19 dorthin verlängern. Aber auch die beiden Standorte an der Ehmannstraße und an der Schillerstraße werden ernsthaft geprüft. Spätestens bis zum Jahresende fällt die Entscheidung.
Klar ist seit dieser Woche, dass die Interimsspielstätte später nicht in ein Konzerthaus verwandelt wird. Wie wichtig ist ein neues Konzerthaus für die Stadt?
Sehr wichtig! Die Stadtgesellschaft zieht ihren Stolz wesentlich aus der Kultur. Sie ist unser Trumpf-As. Deswegen plädiere ich seit Langem für eine kulturelle Offensive. Wir haben gleich mehrere hochklassige Orchester. Die Liederhalle reicht dafür nicht aus. Wir brauchen ein zusätzliches Konzerthaus. Es sollte im Rosensteinviertel entstehen. Dort ist auch der geeignete Platz für einen Neubau des Linden-Museums mit entsprechend großer Ausstellungsfläche für die herausragende ethnografische Sammlung.
Also gleich zwei sogenannte kulturelle Leuchttürme im Rosensteinviertel?
Das ist der Wunsch und die Vision des Oberbürgermeisters – finanziert ist es deswegen noch nicht. Ich bemühe mich aber, das auf den Weg zu bringen.