Solcherlei Freundlichkeiten sind lange vorbei. „Stillstand an allen Fronten“, attestierte der Leonberger CDU-Chef Oliver Zander dem OB beim digitalen Neujahrsempfang im Januar diesen Jahres. Und erst jüngst, im Oktober, hat Staubach laut darüber nachgedacht, ob Josefa Schmid, die neue Stellvertreterin des Oberbürgermeisters, angesichts einer kaum vorhandenen öffentlichen Sichtbarkeit womöglich Redeverbot von ihrem Chef bekommen hat.

 

Attacke gehört auch in der Kommunalpolitik zum Geschäft. Doch derart scharfe Schüsse werden im Leonberger Ratsrund eher selten abgefeuert und sind symptomatisch für eine Entfremdung zwischen einem Teil der Fraktionen und dem Verwaltungschef, die eingesetzt hat, noch bevor ein Vertrauensverhältnis sich stabilisieren konnte.

In Teilen ist diese Art von Sprachlosigkeit mit Mentalitätsunterschieden erklärbar. Martin Georg Cohn umschreibt den Gemeinderat als heterogen, ein Zustand, der bis in die Fraktionen selbst hineinreiche. In der Tat spricht vieles für die Analyse des Oberbürgermeisters. Einheitliche Fraktionsmeinungen, wie sie in der großen Politik üblich sind, gibt es im Leonberger Gremium höchst selten. Ob Äcker, Baugebiete, Gewerbeansiedlungen oder Verkehrspolitik: Die meisten Stadträte haben ihre individuellen Vorstellungen, wie es zu laufen hat. Das ist aus der basisdemokratischen Perspektive eher positiv, aber am Engelberg auffällig ausgeprägt.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Wie ein Kaufmann plötzlich zum Cohn wird

Cohn, der seit zwei Jahren den Namen seiner Familie mütterlicherseits trägt, versucht zumeist, die unterschiedlichen Ansichten zusammenzuführen, oft mit einer bemerkenswerten Geduld. Andererseits ist er in seine eigenen Projekte regelrecht verliebt. Und bei denen geht es nicht um Kleinigkeiten. Sei es die Idee am Anfang seiner Amtszeit, die Verkehrsprobleme mittels einer Seilbahn zu lösen, bis zur aktuellen Vision einer „Stadt für morgen“, in der Autos nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

Solcherlei Freundlichkeiten sind lange vorbei. „Stillstand an allen Fronten“, attestierte der Leonberger CDU-Chef Oliver Zander dem OB beim digitalen Neujahrsempfang im Januar diesen Jahres. Und erst jüngst, im Oktober, hat Staubach laut darüber nachgedacht, ob Josefa Schmid, die neue Stellvertreterin des Oberbürgermeisters, angesichts einer kaum vorhandenen öffentlichen Sichtbarkeit womöglich Redeverbot von ihrem Chef bekommen hat.

Attacke gehört auch in der Kommunalpolitik zum Geschäft. Doch derart scharfe Schüsse werden im Leonberger Ratsrund eher selten abgefeuert und sind symptomatisch für eine Entfremdung zwischen einem Teil der Fraktionen und dem Verwaltungschef, die eingesetzt hat, noch bevor ein Vertrauensverhältnis sich stabilisieren konnte.

In Teilen ist diese Art von Sprachlosigkeit mit Mentalitätsunterschieden erklärbar. Martin Georg Cohn umschreibt den Gemeinderat als heterogen, ein Zustand, der bis in die Fraktionen selbst hineinreiche. In der Tat spricht vieles für die Analyse des Oberbürgermeisters. Einheitliche Fraktionsmeinungen, wie sie in der großen Politik üblich sind, gibt es im Leonberger Gremium höchst selten. Ob Äcker, Baugebiete, Gewerbeansiedlungen oder Verkehrspolitik: Die meisten Stadträte haben ihre individuellen Vorstellungen, wie es zu laufen hat. Das ist aus der basisdemokratischen Perspektive eher positiv, aber am Engelberg auffällig ausgeprägt.

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Cohn, der seit zwei Jahren den Namen seiner Familie mütterlicherseits trägt, versucht zumeist, die unterschiedlichen Ansichten zusammenzuführen, oft mit einer bemerkenswerten Geduld. Andererseits ist er in seine eigenen Projekte regelrecht verliebt. Und bei denen geht es nicht um Kleinigkeiten. Sei es die Idee am Anfang seiner Amtszeit, die Verkehrsprobleme mittels einer Seilbahn zu lösen, bis zur aktuellen Vision einer „Stadt für morgen“, in der Autos nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

Beide Vorstellungen sind keineswegs abwegig. Seilbahn-Varianten haben viele Städte, darunter auch Stuttgart, ernsthaft prüfen lassen. Und Zentren mit viel Raum für Fußgänger und Radfahrer sind heute eher gängige Standards in der internationalen Stadtentwicklung als grüne Utopie. Eigentlich keine Themen für ernsthafte Verwerfungen.

So folgt denn auch eine Ratsmehrheit dem OB bei dessen Bemühungen, den Charakter der autogerechten Innenstadt zu verändern. Doch eine Art Begeisterung, geschweige denn eine Aufbruchsstimmung, sind nicht zu erkennen. Das liegt unter anderem daran, dass dem OB vorgehalten wird, seinen Blick lediglich auf die großen publikumswirksamen Vorhaben zu richten, die Leuchtturm-Projekte, wie es neudeutsch heißt. Das kommunalpolitische Schwarzbrot – Sanierungen von Schulen oder Hallen, Stadtsauberkeit und viele andere Themen des Tagesgeschäfts – sind seine Sache nicht, sagen seine Kritiker.

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Was so nicht ganz richtig ist. Cohns Fokus ist durchaus breiter. Gerade erst hat er sich für ein größeres Impfangebot stark gemacht. Ein nicht eben einfaches Unterfangen, muss dies doch mit dem Landratsamt koordiniert werden und zudem bei den Menschen Unmut erzeugt, wenn, wie häufig, die digitale Terminvergabe nicht funktioniert.

Akzente setzt der OB auch beim Image der Stadt. Leonberg ist in den vergangenen vier Jahren bunter geworden. Unter seiner Ägide hat sich ein engagiertes Citymanagement und ein breiter aufgestelltes Kulturangebot entwickelt. Die Stadt, die in der Vergangenheit an Attraktivität und Kaufkraft verloren hatte, kämpft sich unter extrem erschwerten Coronabedingungen zurück.

Probleme bei der Personalpolitik

Unterm Strich also ein vielversprechender Weg, auf den sich Leonberg begeben hat. Wäre da nicht die Personalpolitik! Die ist gerade in den vergangenen zwölf Monaten alles andere als rund gelaufen. Cohn, der Machtmensch, kann in seinem direkten Umfeld allzu eigenwillige Mitspieler nur schwer ertragen. Dass er im November des vergangenen Jahres an einer Wiederwahl des Ersten Bürgermeisters Ulrich Vonderheid von der CDU nicht sonderlich interessiert war, hatte der Oberbürgermeister kaum verschwiegen. Weniger aus parteipolitischen Gründen. Seine SPD-Mitgliedschaft trägt der Rathaus-Chef nicht wie eine Monstranz vor sich her. Vielmehr erkannte er in Vonderheid einen persönlichen Widersacher und sah sich seinerzeit hinter den Kulissen nach einem Alternativkandidaten um.

Der schien in Maic Schillack gefunden zu sein: zweiter Mann im Rathaus der niedersächsischen Kleinstadt Neustadt am Rübenberge, kompetentes Auftreten, SPD-Parteibuch. Schillack gewann im Gemeinderat mit einer Stimme Vorsprung gegen den sichtlich erschütterten Ulrich Vonderheid.

Doch ausgerechnet an Weihnachten sagte der Niedersachse überraschend ab. Über die Gründe wird bis heute spekuliert. Cohn stand jedenfalls mit leeren Händen da.

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Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie des Schicksals, dass sich nach langer politischer Ranküne im Mai ausgerechnet Josefa Schmid durchgesetzt hat. Die Frau aus Niederbayern, die vor Jahren als „singende Bürgermeisterin“ bundesweite Schlagzeilen gemacht hatte, war bereits im November 2020 angetreten und hatte die Stichwahl nur knapp verpasst. Dass sie auch im zweiten Anlauf alles andere als seine Favoritin war, daraus hatte Martin Georg Cohn keinen Hehl gemacht. Ein Zustand, der sich offenkundig nicht verbessert hat, seitdem Schmid Anfang Juni im Rathaus die Dezernate Finanzen, Soziales und Ordnung übernommen hat, und der im jüngsten CDU-Vorwurf des Maulkorbs für die neue Bürgermeisterin seinen medialen Höhepunkt hatte.

Ob es vor allem der Blick auf die in vier Jahren anstehende Wiederwahl ist, die den Chef auf Abstand zu der blonden Bayerin gehen lässt? Dass sie machtbewusst und volksnah gleichermaßen ist, hat Josefa Schmid in ihrem beruflich-politischen Vorleben mehrfach gezeigt. Cohn weiß das.

Die Zukunftsperspektiven

Aber will er überhaupt noch mal? Bei der nächsten OB-Wahl wäre Martin Georg Cohn 59, durchaus im besten Alter für weitere acht Jahre. Er selbst lässt sich nur bedingt in die Karten schauen. Mal spricht der OB von den Projekten, die er in einer zweiten Amtszeit angehen will, mal kokettiert er mit seinen Kontakten in die Landespolitik und in die Bundes-SPD, wo es ja auch viele interessante Aufgaben gäbe.

In kleiner Runde beklagt er sich gelegentlich über die fehlende Anerkennung einiger Mandatsträger. Schließlich sei er es doch, der die in Jahrzehnten verkrusteten Verwaltungsstrukturen nach und nach aufbreche. Und tatsächlich hat Cohn mit seiner forschen Herangehensweise und dem Anheuern verschiedener kreativer wie engagierter Leute Staub im positiven Sinne aufgewirbelt.

Auf der anderen Seite sind einige Mitarbeiter offenbar so verschreckt, dass die Fluktuation im Rathaus bemerkenswert hoch ist. Was wiederum die CDU eine Analyse der Personalsituation durch ein externes Büro fordern lässt. Ein Ansinnen, auf das Cohn bisher nicht näher eingegangen ist.

Stattdessen unterstreicht er, wer das Sagen hat: „Ich bin in allen Themen voll drin, die Arbeit macht mir große Freude“, sagte der OB anlässlich seiner Halbzeit im Sommergespräch mit unserer Zeitung.

Mehr noch: „Ich habe den Wechsel nach Leonberg nie bereut.“ Wenn dem so ist, dann sollte Martin Georg Cohn jene Eigenschaft intensivieren, die Insider seit einigen Monaten vermehrt bei ihm beobachten: Auf den Rat jener zu hören, die die Stadt und ihre Menschen sehr gut kennen.