Der erste grüne Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt ist im Amt bestätigt worden.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)
Freiburg - Es war ein spannender Wahlabend nach einem spannungsarmen Wahlkampf: Der Freiburger Oberbürgermeister wurde mit einem hauchdünnen Vorsprung gleich im ersten Wahlgang gewählt. Amtsinhaber Dieter Salomon (Grüne) gewann mit knapper Mehrheit von 50,5 Prozent. Seine Herausforderer, der Sozial- und Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD) und der Hochschullehrer Günter Rausch (parteilos) errangen 29,2 beziehungsweise 20,1 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung ist gegenüber der Wahl vor acht Jahren deutlich auf 45 Prozent zurückgegangen. Die CDU hatte auf einen eigenen Kandidaten sowie auf eine Wahlempfehlung verzichtet. Im Vorfeld der Wahl hatte die Partei aber öffentlich Sympathien für Salomon erkennen lassen. "Ich bin unendlich dankbar und unheimlich glücklich", sagte Salomon nach der Bekanntgabe des Ergebnisses.

Die Überraschung des Abends war nicht der Sieg das Amtsinhabers, viele hatten allerdings ein deutlicheres Ergebnis für Salomon erwartet. Aufsehen erregten die Wahlergebnisse in den Grünen- und CDU-Hochburgen. Dabei schnitt der Amtsinhaber Dieter Salomon in den Wahlbezirken mit hohen Stimmergebnissen für die Partei der Grünen bei sonstigen Wahlen deutlich schlechter ab als in Wahlkreisen, die ansonsten stärkere CDU-Wahlergebnisse aufweisen. Am deutlichsten sichtbar wurde das in den Wahlbezirken des überwiegend grün geprägten ökologischen Musterstadtteils Vauban. Dort erhielt in einigen Bezirken der parteilose Kandidat Günter Rausch 60 Prozent, während der grüne Oberbürgermeister bei 25 Prozent landete.

Das Wahlergebnis zeigte – mehr als bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr –, dass dem Oberbürgermeister seine bislang empfindlichste Niederlage immer noch negativ zu Buche schlägt: Salomon wollte im Jahre 2006 die städtischen Wohnungen verkaufen, um den Haushalt zu sanieren. Dieses Vorhaben wurde durch einen Bürgerentscheid mit deutlichem Ergebnis abgelehnt. Auffällig ist, dass in den Statteilen, in denen vorwiegend Mieter im sozialen Wohnungsbau leben, die Wahlergebnisse für die Herausforderer besser waren als im Durchschnitt. Die Stadtteile im Freiburger Westen, in Weingarten und in Landwasser etwa, haben Distanz zum grünen Amtsinhaber gehalten und die Herausforderer belohnt.

Der parteilose Kandidat Günter Rausch hatte mit der Initiative "Wohnen ist Menschenrecht" vor drei Jahren wesentlichen Anteil am erfolgreichen Bürgerentscheid, diese Gruppe war auch die Wählerbasis für das respektable Abschneiden des Bewerbers mit dem kleinsten Budget. Einen von ihm propagierten "Wechsel im Rathaus" wird es jedoch nicht geben, eine Wechselstimmung war politisch nicht erkennbar. Die SPD feiert die knapp 30 Prozent ihres Kandidaten als Erfolg gegenüber den kargen 16 Prozent, die der Bewerber vor acht Jahren gegen Salomon einfuhr. Von Kirchbach wird als Sozial- und Kulturbürgermeister weiter mitregieren. Dass er es auch die vergangenen acht Jahre bereits getan hat, ist ihm im Wahlkampf teilweise negativ angerechnet worden.

Freiburg ist mit 220.000 Einwohnern nach Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe die viertgrößte Stadt in Baden-Württemberg. Zudem ist sie die südlichste Großstadt Deutschlands. Sie ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Der Studentenanteil liegt bei knapp 15 Prozent. Vor Salomon hatte 40 Jahre lang, von 1962 bis 2002, die SPD den Oberbürgermeister gestellt. Zuletzt war es Rolf Böhme. Er hatte Freiburg zwei Jahrzehnte regiert.