Der Anschlag auf OB-Kandidatin Henriette Reker überschattet die Kölner OB-Wahl. „Politiker sollten sich durch so eine Tat nicht vom Straßenwahlkampf abbringen lassen“, fordern die Wähler in Köln.

Köln - Vor dem Wahllokal im Stadtteil Lindenthal stellt ein Mann kopfschüttelnd sein Fahrrad ab. „Nee, nee, erst mussten sie die OB-Wahl verschieben, und dann gibt es eine Messerattacke. Ich weiß nicht, was hier los ist“, sagt der Kölner. Der blutige Angriff auf die Kölner Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker ist am Sonntag oft Gesprächsthema in den Wahllokalen. Seit der Tat vom Samstag liegt die 58-Jährige schwer verletzt im Krankenhaus.

 

„Ich war schockiert, als ich das gehört habe“, sagt die Kölnerin Dorit Rochert. „Da wollen die Politiker zu den Menschen gehen, und dann passiert sowas.“ Letztlich könne eine solche Tat wohl nie ganz ausgeschlossen werden. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass sowas passiert. Lafontaine, Schäuble, damals der Papst - das kann leider überall und immer wieder passieren.“

Auch Brigitte Müller meint: „Man kann sowas letztlich nicht vermeiden. Aber wo soll das alles noch hinführen? Schrecklich.“ Einfluss auf ihre Wahlentscheidung habe das Geschehen aber nicht gehabt. Auch Jürgen Elias sagt: „Die Tat hat mich beim Wählen nicht beeinflusst. Ich wäre sowieso wählen gegangen und hätte auch vorher dieselbe Person gewählt wie jetzt.“ Auf andere könnte die Bluttat dennoch Einfluss haben, schätzt Helmut Haarmann, ein Wahlhelfer im rechtsrheinischen Stadtteil Deutz. Er erwartet als Folge des Anschlags eine steigende Wahlbeteiligung. „Ich rechne mit einer gewissen Trotzreaktion, dass viele Leute sagen: Jetzt erst recht.“

Jetzt erst recht - das muss nach Ansicht zahlreicher Wähler auch für Politiker und ihre öffentlichen Auftritte gelten. „Es ist wichtig, dass Politiker weiterhin auf die Straße gehen. Wann soll man sonst mal mit denen reden und ihnen die Meinung sagen?“, meint ein Mann. „Politiker sollten sich durch so eine Tat nicht vom Straßenwahlkampf abbringen lassen“, findet auch Benjamin Thele. „Es ist nun mal wichtig, dass sie den Kontakt zu den Bürgern suchen. Rückzug wäre die falsche Reaktion.“