Nach den Flüchtlingen sollen nun möglicherweise Obdachlose Unterschlupf finden an der Gorch-Fock-Straße in Sillenbuch. Daran stören sich Anwohner. In ihrem Kommentar erinnert unsere Autorin daran: Es ist bald Weihnachten!

Sillenbuch - Offenbar ist in Sachen Gorch-Fock-Straße etwas schiefgelaufen. Einige Bürger fühlen sich schlecht informiert, einige Bezirksbeiräte ebenfalls, der Bezirksvorsteher obendrein. Dass die Stadtverwaltung Stuttgart die seit Ende November geräumten Asylunterkünfte unter anderem auch für Obdachlose als Winternotquartiere vorhalten möchte, war in Sillenbuch augenscheinlich nicht bekannt. Zumindest einige Anwohner sind über die schlechte Kommunikation erbost. Nicht selten bauschen sich durch solche Missverständnisse Kleinigkeiten zu großen Problemen auf. Und oft ist es ja so, dass man gar nicht grundsätzlich gegen eine Sache ist, sondern nur gegen die Art und Weise, wie ein Sachverhalt vermittelt wird.

 

Zu oft ist das Wort Penner gefallen

Man könnte durchaus Verständnis für den Ärger einiger Anwohner aufbringen. Wenn, ja wenn in der Sitzung des Bezirksbeirats nicht so oft das Wort Penner gefallen wäre. Wenn nicht explizit drauf hingewiesen worden wäre, dass es keine Brandmeldeanlage gebe und was alles passieren könne, wenn Molotowcocktails flögen.

Wenn nicht mit Frauen und Kindern argumentiert worden wäre, die man schützen müsse. Und mit der Sorge, dass als Nächstes womöglich straffällig Gewordene zur Resozialisierung in die Gorch-Fock-Straße ziehen könnten. Quasi als Steigerung dessen, was zu ertragen ist. Erst die Flüchtlinge, dann die Obdachlosen und dann die Kriminellen.

Es ist kurz vor Weihnachten. Es ist Winter. Es ist kalt. Es gibt Menschen, die durchs System fallen, warum auch immer, und ihre Nächte auf Pappkartons in Unterführungen oder in Hauseingängen verbringen. Menschen, die in besonders kalten Nächten in Notunterkünfte ziehen, um nicht zu erfrieren. Ein, zwei, fünf, vielleicht zehn Nächte, dann gehen sie wieder. Einigen Sillenbuchern ist das zu lang. Offenbar ist da etwas schiefgelaufen.