Eine Kindheit in der DDR. 1964 kommt Frank Uwe Hartwig in Bautzen zur Welt. Vater Siegfried ist Kraftfahrzeugmeister, Mutter Regina arbeitet als Putzfrau. Sie sind sechs Kinder. Der Vater trinkt öfter über den Durst. Manchmal nimmt er den Gürtel und verdrischt seinen Sohn. Die Mutter bevorzugt den Schürhaken vom Ofen.

Hartwig fährt in den Jugendknast ein, danach ins Heim


Frau Schnabel ist gut zu ihm. Der Nachbarin trägt er die Kohlen nach oben, sie kümmert sich um den Jungen, streichelt ein bisschen die Seele, gibt ihm Taschengeld mit. Hartwig besucht die Polytechnische Oberschule in Bautzen. Er trägt die Haare offen und rebelliert gegen die Grenzen, die ihm gesetzt sind. "Lieber stehend vor euch sterben als kniend vor euch leben." Mit 14 kommt er mit dem Gesetz in Konflikt. Sein bester Freund hat zu Hause eine teure Münzensammlung gestohlen. Hartwig und seine Mutter machen sie zu Geld. Die Deutsche Demokratische Republik ist in solchen Fällen unbarmherzig. Die Mutter bekommt vier Jahre, auch ihr Sohn muss vor Gericht. "Der Angeklagte Frank Hartwig wird wegen mehrfacher in Mittäterschaft begangener Hehlerei zu zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt", lautet das Urteil des Bezirksgerichts Dresden vom November 1980.

Hartwig fährt in den Jugendknast ein, danach ins Heim. Mühsam kämpft er sich zurück in den bürgerlichen Alltag. Er macht eine Lehre als Schlachter und schuftet im Fleischkombinat. Hartwig lernt eine junge Frau kennen, die in einer Weberei arbeitet. Sie bekommen zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Zwei Tage nach dem Fall der Mauer ist die Hochzeit.

Es gibt Verwandte in Marbach am Neckar. Hartwig will in den Westen. Er fährt hin und sucht sich einen Job. Am 17. April 1990 wird er bei einer schwäbischen Firma angestellt. Er fängt im Wareneingang an und arbeitet sich hoch bis zum Disponenten. Er ist für die Zollpapiere zuständig, kontrolliert das Lager. Der Neue aus dem Osten gilt als fleißig, höflich und zuverlässig.