Zu wenig Fahrgäste: Die Stadt Korntal-Münchingen muss sich selbst um eine öffentliche Toilette am Bahnhof im Stadtteil Korntal kümmern.

Die Stadt hat beschlossen, dass sie die Einrichtung einer öffentlichen Toilette am Korntaler Bahnhof selbst in die Hand nimmt. Darüber informierte der Bürgermeister Alexander Noak (parteilos) in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Ein Taxifahrer aus dem Stadtteil hatte in der Bürgerfragestunde von Wildpinklern berichtet. Der Mann sagte, regelmäßig würden sich Menschen hinter dem neuen Fahrradparkhaus erleichtern. Der modernisierte Bahnhofsvorplatz sehe zwar sehr gut aus – doch warum habe es kein WC?

 

Modernisierter Platz – warum kein WC?

An einem Bahnhof gibt es umso mehr Service, je bedeutsamer der Halt ist. Je mehr Menschen also dort ankommen und abfahren, desto mehr Personal und Einkaufsmöglichkeiten haben die Reisenden – und Klos. „Wir betreiben nur an größeren Bahnhöfen öffentliche Toiletten“, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Er verweist auf die sieben Preisklassen, in die Bahnhöfe eingeteilt sind. In Klasse eins gehören große Knoten wie die Hauptbahnhöfe in Berlin, Hamburg, München oder Stuttgart. Bahnhöfe der Klasse sieben indes haben laut dem Bahnsprecher weniger als 100 Reisende pro Tag. An Bahnhöfen bis einschließlich Klasse drei richtet die Bahn Toiletten ein. Der Halt in Korntal ist knapp entfernt: Er ist in Klasse vier angesiedelt.

Stadt blickt nach Ditzingen

Dass der Bahnhof im Zuge der Umgestaltung des Vorplatzes keine Toilette erhalten hat, ist aus Sicht des Rathauschefs – der hier grundsätzlich die Bahn in der Pflicht sieht –, „ein großer Mangel“. Deshalb soll so bald wie möglich eine kommunale Toilette kommen. „Wir planen das jetzt selbst“, sagte Alexander Noak. Er sei optimistisch, dass es klappt – der Gemeinderat habe bereits nichtöffentlich darüber gesprochen.

Anlage kostet die Stadt 220 000 Euro

Korntal-Münchingen orientiert sich nach Aussage des Bauamtsleiters Alexander Bagnewski bei der Planung an Ditzingen, ebenfalls in Klasse vier: Dort steht auf dem Bahnhofsvorplatz seit gut einem Jahr ein heller, unscheinbarer Kasten mit begrüntem Dach. Die Anlage hat sich die Stadt insgesamt rund 220 000 Euro kosten lassen. Auch Leonberg, ein weiteres Mitglied der vierten Preisklasse, hat selbst für ein öffentliches WC gesorgt. Es ist seit Herbst 2020 in Betrieb.

Wie geht es in Hemmingen weiter?

In Hemmingen ist das Thema öffentliches Klo am Bahnhof regelmäßig auf dem Tapet. Die SPD-Fraktion im Gemeinderat drängt seit vielen Jahren immer wieder darauf. Im Januar einigten sich die Mitglieder des Verwaltungsausschusses darauf, die Möglichkeit einer öffentlichen Toilette in den weiteren Planungen für das Bahnhofsareal zu berücksichtigen.