Alle anderen aus der deutschen Delegation machen ihre Sache, wie man sie von ihnen erwartet: Kati Witt mit kokettem Augenaufschlag der ehemaligen Eisprinzessin, die jetzt Grande Dame ist; Christian Ude, der Münchner OB, mit jenem Restcharme, den sein Englisch eben zulässt, und Maria Höfl-Riesch mit der Nonchalance, die sie sich selber beigebracht hat. Trouble in Garmisch? War einmal - und ist lange her. Sagt sie. Verena Bentele schließlich, die blinde, zwölfmalige Paralympicssiegerin, ist zur Abwechslung ganz Verena Bentele, völlig unverkünstelt, und Franz Beckenbauer, was sonst, Franz Beckenbauer: Dass er selber als freiwilliger Helfer im Falle des Münchner Erfolgs noch einmal die Langlaufski anschnallen möchte, mag glauben, wer will, aber der Franz ist halt der Franz: "Thank you, Kaiser", haucht Kati Witt. Alle kennen die deutschen Filme, gestaltet mit moderater Gutgelauntheit, und der Jodler Willy Rehm jodelt noch einmal. Prinz Albert von Monaco stellt wie immer die erste Frage aus dem Kreis der IOC-Delegierten, welche, auch das wie immer, eigentlich keine Frage sein will. Aber wer wollte meckern? Großteile des IOC waren in Monaco zur Hochzeit eingeladen. Dann ist Deutschland durch. Franz Beckenbauer verlässt rasch die Halle in Richtung Flughafen. "Termine" sagt er, und schiebt hinterer: "Meistens hat man sich schon entschieden." Ob er die Niederlage ahnt?

 

Fünfzig Meter neben dem Internationalen Kongresszentrum von Durban, in dem die Spiele vergeben werden, liegt das IOC-Hotel. Dort hatten am Vortag die letzten inoffiziellen Gespräche stattgefunden. Das Hotel ist eigentlich für derlei Anlässe nicht geeignet. Denn es bietet nur eine winzige Lobby, da bleibt kaum Platz für Lobbyisten, die ihre Zielpersonen anvisieren können. Die Olympiabewerber waren damit unzufrieden. Andererseits: so viele IOC-Delegierte waren gar nicht da. Viele trafen erst am Dienstag in Durban ein, etwa Schwimm-Weltpräsident Julio Maglione aus Uruguay, der beim Check-in sofort vom Münchner Lobbyisten Carlos Garcia belagert wurde, der ebenfalls aus Uruguay stammt; oder der Franzose Guy Drut, der einmal mehr bewies, wie egal ihm die Offerte aus Annecy war.

Nur drei Bewerberstädte

"Das Desinteresse ist fast schon beschämend und beängstigend", kommentierte Ski-Weltverbandspräsident Gian-Franco Kasper, rauchend vor dem Hotel das Geschehen. "Da sollte man besser eine Briefwahl machen als so eine Show." Winterspiele sind schon deshalb ein Minderheitenprogramm, weil die meisten der 110 IOC-Mitglieder aus Ländern kommen, die keine große Wintersporttradition haben oder aus geografischen Gründen nie für Winterspiele infrage kommen. Manche Mitglieder lesen den Prüfbericht nicht, das ist bekannt, darauf haben kritische Zeitgenossen wie Kasper immer wieder hingewiesen. Für 2018 hat sich mit drei Städten das kleinste Feld seit drei Jahrzehnten beworben. Am Ende fehlten sieben der 110 Delegierten der IOC-Vollversammlung.

Katarina Witt hatte bereits am Montag in Durban das letzte Häkchen unter ihre Liste machen können, denn es gab bis dahin noch ein IOC-Mitglied, das sie nicht gesprochen hatte: den Finnen Saku Koivu. Als Eishockeyprofi ist man gut beschäftigt. "Ein Treffen hat sich einfach nie ergeben", sagte Witt. Trotzdem gab auch Witt am Dienstagnachmittag noch einmal alles, als die den Ukrainer Sergej Bubka im Café gewogen machen wollte. Zwei Tische weiter bearbeitete Pyeongchangs Bewerbungschef Yang Ho Cho den Präsidenten des Amateurbox-Weltverbandes, Ching-kuo Wu aus Taiwan.

Deutsche Delegation komplett vertreten

 Alle anderen aus der deutschen Delegation machen ihre Sache, wie man sie von ihnen erwartet: Kati Witt mit kokettem Augenaufschlag der ehemaligen Eisprinzessin, die jetzt Grande Dame ist; Christian Ude, der Münchner OB, mit jenem Restcharme, den sein Englisch eben zulässt, und Maria Höfl-Riesch mit der Nonchalance, die sie sich selber beigebracht hat. Trouble in Garmisch? War einmal - und ist lange her. Sagt sie. Verena Bentele schließlich, die blinde, zwölfmalige Paralympicssiegerin, ist zur Abwechslung ganz Verena Bentele, völlig unverkünstelt, und Franz Beckenbauer, was sonst, Franz Beckenbauer: Dass er selber als freiwilliger Helfer im Falle des Münchner Erfolgs noch einmal die Langlaufski anschnallen möchte, mag glauben, wer will, aber der Franz ist halt der Franz: "Thank you, Kaiser", haucht Kati Witt. Alle kennen die deutschen Filme, gestaltet mit moderater Gutgelauntheit, und der Jodler Willy Rehm jodelt noch einmal. Prinz Albert von Monaco stellt wie immer die erste Frage aus dem Kreis der IOC-Delegierten, welche, auch das wie immer, eigentlich keine Frage sein will. Aber wer wollte meckern? Großteile des IOC waren in Monaco zur Hochzeit eingeladen. Dann ist Deutschland durch. Franz Beckenbauer verlässt rasch die Halle in Richtung Flughafen. "Termine" sagt er, und schiebt hinterer: "Meistens hat man sich schon entschieden." Ob er die Niederlage ahnt?

Fünfzig Meter neben dem Internationalen Kongresszentrum von Durban, in dem die Spiele vergeben werden, liegt das IOC-Hotel. Dort hatten am Vortag die letzten inoffiziellen Gespräche stattgefunden. Das Hotel ist eigentlich für derlei Anlässe nicht geeignet. Denn es bietet nur eine winzige Lobby, da bleibt kaum Platz für Lobbyisten, die ihre Zielpersonen anvisieren können. Die Olympiabewerber waren damit unzufrieden. Andererseits: so viele IOC-Delegierte waren gar nicht da. Viele trafen erst am Dienstag in Durban ein, etwa Schwimm-Weltpräsident Julio Maglione aus Uruguay, der beim Check-in sofort vom Münchner Lobbyisten Carlos Garcia belagert wurde, der ebenfalls aus Uruguay stammt; oder der Franzose Guy Drut, der einmal mehr bewies, wie egal ihm die Offerte aus Annecy war.

Nur drei Bewerberstädte

"Das Desinteresse ist fast schon beschämend und beängstigend", kommentierte Ski-Weltverbandspräsident Gian-Franco Kasper, rauchend vor dem Hotel das Geschehen. "Da sollte man besser eine Briefwahl machen als so eine Show." Winterspiele sind schon deshalb ein Minderheitenprogramm, weil die meisten der 110 IOC-Mitglieder aus Ländern kommen, die keine große Wintersporttradition haben oder aus geografischen Gründen nie für Winterspiele infrage kommen. Manche Mitglieder lesen den Prüfbericht nicht, das ist bekannt, darauf haben kritische Zeitgenossen wie Kasper immer wieder hingewiesen. Für 2018 hat sich mit drei Städten das kleinste Feld seit drei Jahrzehnten beworben. Am Ende fehlten sieben der 110 Delegierten der IOC-Vollversammlung.

Katarina Witt hatte bereits am Montag in Durban das letzte Häkchen unter ihre Liste machen können, denn es gab bis dahin noch ein IOC-Mitglied, das sie nicht gesprochen hatte: den Finnen Saku Koivu. Als Eishockeyprofi ist man gut beschäftigt. "Ein Treffen hat sich einfach nie ergeben", sagte Witt. Trotzdem gab auch Witt am Dienstagnachmittag noch einmal alles, als die den Ukrainer Sergej Bubka im Café gewogen machen wollte. Zwei Tische weiter bearbeitete Pyeongchangs Bewerbungschef Yang Ho Cho den Präsidenten des Amateurbox-Weltverbandes, Ching-kuo Wu aus Taiwan.

Witt und ihr Team hatten seit 2009 gewiss mehr als 1000 Gespräche angebahnt und taten das noch bis weit in die Nacht zum Mittwoch. Nebenan im Pressezentrum gab Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer gerade TV-Interviews, stürzte danach in eine BMW-Limousine und zum nächsten Medientermin. Hektische Betriebsamkeit auf allen Ebenen, wobei die wichtigsten Termine hinter geschlossenen Türen abliefen, auf anderen Etagen des Hilton und anderen Etablissements.

Die Luft ist raus

Am nächsten Tag, nach der Präsentation der Münchner auf der Showbühne, gibt Fedor Radmann in Durban die erste Wertung ab. Der kaisertreue Sportfunktionär aus Berchtesgaden, der schon die Spiele von 1972 und die WM von 2006 entscheidend mit nach Deutschland gehievt hat, sagt, dass die Präsentation "großen Eindruck" hinterlassen hat bei den Delegierten - die ihre Meinung längst gefasst haben.

 Die Südkoreaner bringt das alles natürlich nicht aus der Ruhe, womöglich, weil der größte Geldgeber, Lee Kun-Hee, der Samsung-Machthaber, praktischerweise mitten im Team sitzt, neben dem Präsidenten Lee Myung-bak. Der hat, auf Englisch, wie sich das in diesem Rahmen eigentlich gehört, eine Botschaft, die das IOC nicht ungern hört. "Wir werden Sie stolz machen", ruft er, und dass man niemals aufgegeben habe, auch nicht nach zweimaliger Ablehnung. Dabei sein war immer alles, so hört es sich an. Durchs Programm führt die letzte Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Yuna Kim, und obwohl sie das äußerst gewinnend macht, hat sich auf dem Marienplatz der Großteil der Leute schon längst abgewandt und geht Einkäufen oder anderen Geschäften nach. So genau will es dann doch keiner wissen, was die südkoreanische Bewerbung, die mit Seoul bekanntermaßen sogar eine Stadt am Meer in Wettkampfortdistanz aufbieten kann, von der münchnerischen unterscheidet. Erst gegen fünf Uhr füllt sich das Areal vor dem Münchner Rathaus wieder.

OB Ude riskierte viel

Das ist der Moment, als auch für den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude nach Monaten größter Angespanntheit nichts mehr zu tun ist. Er ist mitten in seiner letzten Amtszeit und eher Nichtsportler. Gleichwohl hat er es ertragen, seit Jahren anlassgemäß immer öfter in eine dick wattierte, weiße Jacke gesteckt zu werden, die ihm laut seiner Frau das Aussehen eines Michelin-Männchens gab. Mit einer überraschenden Verbissenheit verwendete er sich für München als nochmalige Olympiastadt. Er nahm in Kauf, Teile der Grünen zu verprellen, mit denen er seit langen Jahren koaliert, und er hat - mittlerweile zu seinem Bedauern - einen Riesenstreit mit dem Oberland und Garmisch-Partenkirchen vom Zaun gebrochen, weil er die Differenzen unterschätzte und die Münchner Befehlsgewalt zu hoch einschätzte. Ein Sieg hätte Christian Ude, den Sonnen-Bürgermeister, noch einmal in eine andere Ansehensumlaufbahn katapultiert. Als der Briefumschlag geöffnet wird, ist klar, dass auch seine Berge nicht weiter in den Himmel wachsen.

Eine knappe Stunde zuvor hat Ludwig Spaenle, der bayerische Kultusminister, vor der Bühne am Marienplatz noch lautstark behauptet, die Spiele müssten an München gehen, "weil wir die Einzigen sind, die's können". Nach der Entscheidung wird es auf einmal merkwürdig ruhig für einen Ort, auf dem jetzt genauso viele Menschen stehen wie bei einer Meisterfeier des FCB. Und Spaenle ist auch schon nicht mehr da, als München-Mitte erfährt, was die mit allen modernen Medienmitteln ausgestatteten Menschen eigentlich schon längst wissen. Künstlich hat man die Spannung hochgehalten, wenig kunstvoll fällt sie in sich zusammen. Ein bisschen Gemurre, ein bisschen Geschrei, viel mehr ist es nicht, was sich regt. Schnell gehen die Leute auseinander, isar- und biergartenwärts. Die Luftballons mit dem Emblem für 2018 fliegen ein wenig unbeseelt in die Luft. Gut möglich, dass es der ein oder andere nach Garmisch schafft.

Die Olympischen Winterspiele seit 1924

Geschichte Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit ging es zunächst nur um Sommersportarten. In London 1908 wurden erstmals auch einige Winter-Disziplinen aufgenommen. Die erste richtige Winter-Olympiade wurde dann 1924 im französischen Chamonix ausgetragen. Bis 1992 fanden Sommer- und Winterspiele stets im selben Jahr statt. Danach wurden sie entzerrt. Nun liegen zwei Jahre zwischen ihnen. Zwei Mal fanden die Winterspiele bisher in Innsbruck und St. Moritz statt. Das letzte Mal in Deutschland wurden sie 1936 in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen.

Austragungsorte

2014 Sotschi, Russland

2010 Vancouver, Kanada

2006 Turin, Italien

2002 Salt Lake City, USA

1998 Nagano, Japan

1994 Lillehammer, Norwegen

1992 Albertville, Frankreich

1988 Calgary, Kanada

1984 Sarajevo, Jugoslawien

1980 Lake Placid, USA

1976 Innsbruck, Österreich

1972 Sapporo, Japan

1968 Grenoble, Frankreich

1964 Innsbruck, Österreich

1960 Squaw Valley, USA

1956 Cortina d'Ampezzo, Italien

1952 Oslo, Norwegen

1948 St. Moritz, Schweiz

1936 Garmisch-Partenkirchen

1932 Lake Placid, USA

1928 St. Moritz, Schweiz

1924 Chamonix, Frankreich