Noch setzen nicht sehr viele Innenstadthändler auf Verkauf über das Internet. Die Waiblinger Buchhandlung Hess betreibt schon vergleichsweise lange einen Online-Shop – doch viel mehr als ein Zusatzangebot für die Stammkunden springt dabei bisher nicht raus.

Jüngere kaufen vor allem im Internet, Ältere in den Innenstädten – dieser Trend gilt bundesweit. Marketingfachleute raten daher dazu, beide Schienen zu fahren. Doch bislang setzt im Rems-Murr-Kreis nur eine überschaubare Anzahl von Händlern auf das Online-Geschäft. Was sagen die Verantwortlichen im Stadtmarketing dazu?

 

Er sehe zwar nicht das Ende des traditionellen Ladengeschäfts, das seine Berechtigung habe, wenn der Betreiber ein klares Konzept verfolge und das Umfeld passe, sagt Marc Funk von der Waiblinger Wirtschaftsförderung WTM, „aber ich bin fest davon überzeugt, dass am Multi-Channel-Konzept kein Weg vorbei führt.“ Sprich: Händler müssten sich ein zweites Standbein schaffen, denn das Nutzungsverhalten ändere sich. Deswegen habe die WTM jetzt das Projekt „Kaufhaus Waiblingen“ initiiert, bei dem sich acht Geschäfte – inklusive der Touristinfo – im Internet präsentieren und ihre Waren anbieten. „Das ist ein Experimentierfeld“, sagt Funk: „Wir müssen Erfahrungen sammeln, welche Umsätze sich generieren lassen.“

Online streut das Risiko

Die Backnanger Stadtmarketing-Managerin Jana Bonig sagt: Ein Einzelhändler, der einen Online-Shop eröffne, erweitere seine Reichweite und streue das Risiko. Die Verknüpfung aus Online- und Offlinehandel sei für den Einzelhandel eine Chance, der reine Online-Handel jedoch ein Risiko für die Innenstädte. Letztendlich liege es aber am Kunden wie sich die Innenstädte künftig entwickelten. Der Preisdruck durch den Online-Handel sei stärker geworden, sagt Bonig. Die Innenstädte merkten diesen Kaufkraftabfluss, aber es gebe Möglichkeiten dem entgegenzuwirken, etwa mit Shoppingevents und besonderen Serviceleistungen. Innenstädte verlören nicht zwangsläufig an Bedeutung. „Die Menschen treffen sich nach wie vor in den Geschäftslagen zum Einkaufen und verweilen in Cafés und Restaurants.“ Klar sei aber, dass der Wettbewerbsdruck stärker geworden sei und der stationäre Handel sich auf seine Kerndisziplin konzentrieren müsse: die fundierte Fachberatung durch die Verkäufer. In Backnang gebe es mehrere Einzelhändler, die auch im Onlinehandel aktiv seien.

In Schorndorf ist das Angebot an innerstädtischen Onlineshops überschaubar. „Acht bis neun Geschäfte sind online, die übrigen halten es damit eher traditionell“, sagt Ulrich Fink, der Vorsitzende des Innenstadtmarketingvereins Centro. Allerdings seien davon nur zwei echte Schorndorfer Händler, die übrigen Filialisten. Der Verein Centro habe den Händlern vor drei Jahren einen gemeinsam betriebenen Onlineshop angeboten, sagt Fink. Doch dieser sei „mangels Interesse der Mitglieder“ wieder eingestellt worden. Für kleinere Händler sei der Aufbau eines Warenwirtschaftssystems im Internet sehr aufwendig. Zurzeit arbeite Centro an anderen Kundenbindungssystemen, etwa einer App und einer neuen Kundenkarte.