Der Optikkonzern baut vor allem in Deutschland Beschäftigung auf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten eine Erfolgsbeteiligung von 3800 Euro. Die Auftragsbücher sind weiterhin gut gefüllt, allerdings gibt es viele Unsicherheiten.

Der wirtschaftliche Erfolg des Optikkonzerns Zeiss spiegelt sich auch in der Belegschaft wider. Knapp 3400 Stellen – rund die Hälfte davon in Deutschland – wurden im vergangenen Geschäftsjahr (30. September) geschaffen. In diesem Jahr sollen weitere 3000 Beschäftigte hinzukommen; 2000 davon hierzulande, kündigte Firmenchef Karl Lamprecht in einer Videokonferenz an. Zeiss sucht vor allem technische Kompetenz. Auch die Zahl der Auszubildenden soll erhöht werden.

 

Derzeit beschäftigt der Technologiekonzern aus Oberkochen weltweit knapp 38 800 Mitarbeiter, 11 000 davon sind in Ostwürttemberg tätig. Ihre Zahl dürfte in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Denn der Optikkonzern, der seinen deutschen Beschäftigten eine Erfolgsprämie von 3800 Euro für das abgelaufene Jahr zahlt, hat größere Bauprojekte nicht nur in Aalen, sondern etwa auch am Standort Jena in Planung.

Boomendes Chipgeschäft

Nicht zuletzt das boomende Halbleitergeschäft trägt zur positiven Entwicklung des Stiftungsunternehmens bei. Zeiss rüstet gemeinsam mit den Partnern, dem Laserspezialisten Trumpf und dem niederländischen Maschinenbauer ASML, Chipfabriken mit den allerneuesten Lithografiesystemen aus. „Die Kundennachfrage ist extrem hoch“, sagt Lamprecht. Denn der Trend zur Digitalisierung sei ungebrochen. Und: „Wir sind noch nicht in der stärksten Wachstumsphase“, sagt er voraus. Die sogenannte EUV(Extreme Ultra Violet)-Technologie, die stark nachgefragt wird, wurde erstmals 2017 an Kunden ausgeliefert. Zeiss arbeitet bereits an der nächsten Generation, der High-NA-EUV. Chips, die dann auf Basis dieser Technologie hergestellt werden, sollen noch leistungsfähiger sein und noch weniger Energie verbrauchen. Wann sie marktreif ist, sagte Lamprecht nicht.

Wie Medikamente wirken

Große Hoffnung setzt der Zeiss-Chef in ein neuartiges Mikroskopiesystem, für dessen Entwicklung das Unternehmen vor Kurzem mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet wurde. Mit dem Mikroskop lassen sich lebende Zellen über Stunden und Tage hinweg beobachten. Erstmals lasse sich damit „der Fortpflanzungsprozess eines Erregers in Echtzeit beobachten“ – Lamprecht denkt dabei an Viren und Bakterien. Zudem könne damit die Wirkung von Medikamenten unmittelbar gemessen werden.

Unklar ist allerdings, wann die Technologie auf den Markt kommen wird. Dass es ein Erfolg wird, davon ist er überzeugt. Denn die Entwicklung erfolge „in enger Abstimmung mit unseren Kunden“. Zudem würden dafür Probenträger benutzt, die auch im Alltag verwendet würden.

Gut zwei Patente täglich

Nicht zuletzt solche Innovationen tragen dazu bei, dass das Stiftungsunternehmen bei vielen Kennziffern neue Höchstwerte verbuchte. So erzielte Zeiss im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 8,8 Milliarden Euro (plus 16 Prozent). Rund 90 Prozent davon werden im Ausland erzielt. Größte Märkte für den Konzern sind Amerika und Asien (beide je 28 Prozent Umsatzanteil). Dort ist das Wachstum auch besonders hoch. Der Auftragseingang wuchs sogar noch stärker – um 19 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag bei 1,6 (Vorjahr: 1,5) Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote liegt bei 55 Prozent.

Zeiss ist ein forschungsintensives Unternehmen. Rund 13 Prozent des Umsatzes werden in Forschung und Entwicklung investiert – auch dies ein Rekordwert, sagt Finanzchef Christian Müller. Mehr als 5200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien in diesem Bereich tätig; allein im vergangenen Geschäftsjahr sei die Zahl um 750 aufgestockt worden. Pro Arbeitstag würden im Durchschnitt gut zwei Patente angemeldet, so Müller. Insgesamt hält Zeiss 10 500 Patente.

Unsicherheit bleibt

Zurückhaltend äußert sich Lamprecht zur Entwicklung im laufenden Jahr. Er beurteile die Geschäftsentwicklung des Konzerns nach wie vor positiv und erwarte eine Ebit-Rendite – Ergebnis vor Steuern und Zinsen im Verhältnis zum Umsatz – von rund 15 Prozent. Er sagt aber auch, dass die Unsicherheit nach wie vor hoch und mit vielen Risiken verbunden sei.