Joker sind Narren, fragen Sie Jogi Löw. Der schickte bei der EM gegen die Ukraine zwei Minuten vor Schluss Bastian Schweinsteiger ins Gefecht. Es stand 1:0, und der Bundestrainer verriet hinterher: „Basti sollte eigentlich absichern, für Ruhe sorgen und ein paar Bälle verteilen.“ Stattdessen ging dieser Schweini beim letzten Konter wie von der Tarantel gestochen steil, der Oberkellner Özil servierte ihm den Ball auf dem Tablett – und im nächsten Moment drehte der späte Schütze grinsend seine Ehrenrunde über den ganzen Platz.

Am Wochenende hat die Bundesliga viele finale Ehrenrunden erlebt. In Mainz, wie es singt und weint, drehten Hoffenheims Hofnarren Mark Uth und Adam Szalai aus dem 1:4 noch ein 4:4, Joshua Kimmich machte den Sack für die Bayern zu, Nils Petersen in Freiburg und Julian Schieber für die Hertha schon im zweiten Spiel nacheinander. Auch Ralph Hasenhüttl, der Leipziger, gehört zu den klugen Trainern: Wenn denen nichts mehr einfällt, wechseln sie das Glück ein. Emil Forsberg, Oliver Burke und Naby Keita kamen, der Schwede passte zum Schotten, der zur Kanone aus Guinea, und der Österreicher Hasenhüttl lachte: „Naby hat ein Näschen.“

Und Joel Pohjanpalo erst. „Danger“ nennen sie den in Leverkusen, weil er einem gleichnamigen Mimen in „Fack ju Göhte“ ähnelt. Jetzt weiß auch der HSV, was ein abgefackter Finne ist. Der blutrünstige Killer machte aus dem 0:1 ein 3:1, Hattrick in einer Viertelstunde. Und warum? Weil Trainer Roger Schmidt ihm auf den Platz nachschrie: „Schieß ein Tor!“ Und der Physiotherapeut soll noch geistesgegenwärtig und leistungsfördernd hinterhergebrüllt haben: „Nein, mach drei Buden!“

Joker sind Narren, fragen Sie Jogi Löw. Der schickte bei der EM gegen die Ukraine zwei Minuten vor Schluss Bastian Schweinsteiger ins Gefecht. Es stand 1:0, und der Bundestrainer verriet hinterher: „Basti sollte eigentlich absichern, für Ruhe sorgen und ein paar Bälle verteilen.“ Stattdessen ging dieser Schweini beim letzten Konter wie von der Tarantel gestochen steil, der Oberkellner Özil servierte ihm den Ball auf dem Tablett – und im nächsten Moment drehte der späte Schütze grinsend seine Ehrenrunde über den ganzen Platz.

Am Wochenende hat die Bundesliga viele finale Ehrenrunden erlebt. In Mainz, wie es singt und weint, drehten Hoffenheims Hofnarren Mark Uth und Adam Szalai aus dem 1:4 noch ein 4:4, Joshua Kimmich machte den Sack für die Bayern zu, Nils Petersen in Freiburg und Julian Schieber für die Hertha schon im zweiten Spiel nacheinander. Auch Ralph Hasenhüttl, der Leipziger, gehört zu den klugen Trainern: Wenn denen nichts mehr einfällt, wechseln sie das Glück ein. Emil Forsberg, Oliver Burke und Naby Keita kamen, der Schwede passte zum Schotten, der zur Kanone aus Guinea, und der Österreicher Hasenhüttl lachte: „Naby hat ein Näschen.“

Und Joel Pohjanpalo erst. „Danger“ nennen sie den in Leverkusen, weil er einem gleichnamigen Mimen in „Fack ju Göhte“ ähnelt. Jetzt weiß auch der HSV, was ein abgefackter Finne ist. Der blutrünstige Killer machte aus dem 0:1 ein 3:1, Hattrick in einer Viertelstunde. Und warum? Weil Trainer Roger Schmidt ihm auf den Platz nachschrie: „Schieß ein Tor!“ Und der Physiotherapeut soll noch geistesgegenwärtig und leistungsfördernd hinterhergebrüllt haben: „Nein, mach drei Buden!“

Als Mario Götze zum Helden geworden ist

Lachen Sie nicht, es funktioniert. Warum sind wir Weltmeister? Weil Jogi Löw im Maracanã Mario Götze mit dem Befehl ins Spiel jagte: „Zeig der ganzen Welt, dass du besser bist als Messi!“ Supermario scharrte kurz mit den Hufen, ging rein, wartete auf die erstbeste Flanke des anderen Jokers André Schürrle – und abends twitterte Rihanna aus dem Sheraton in Rio stolz ein Foto um die Welt, das sie mit dem Helden des Tages zeigte. Löw sagte damals in Brasilien: „Noch nie waren die Spieler, die von der Bank kommen, so wichtig. Sie sind die Spezialkräfte, die den Gegner empfindlich treffen, wenn die Sonne im Zenit steht.“

Das klingt nach GSG 9 und Sondereinsatzkommando, jedenfalls sind wir Deutschen auch diesbezüglich gründlich. Gleich bei der WM 1970, als Spielerwechsel erstmals erlaubt waren, untergrub der Frankfurter Jürgen Grabowski wie der Maulwurf Grabowski im gleichnamigen Kinderbuch die gegnerischen Abwehrreihen und erwarb sich den Titel „Bester Einwechselspieler der Welt“. Bei der EM 1976 stand es im Halbfinale 1:2 gegen Jugoslawien, und als die 79. Minute begann, musste notgedrungen der 22-jährige Debütant Dieter Müller in die Feuertaufe. Am Ende der 79. Minute stand es 2:2 durch Müller. Dann 3:2 Müller. Und 4:2 Müller. „Der hat den siebten Sinn“, staunte Kapitän Beckenbauer.

Aber den muss vor allem der Trainer haben, oder die Frau des Trainers. „Nimm den Bierhoff mit“, riet vor der EM 1996 die Gattin von Vogts ihrem Bundes-Berti. Oliver Bierhoff galt zwar als spielflusshemmend, aber dann stand es im Finale gegen die Tschechen 0:1, und die Brechstange musste ran. Kopf Bierhoff, 1:1. Fuß Bierhoff, 2:1. Als Paradebeispiel des perfekten Jokers – kommen, schießen, siegen – gilt aber Lars Ricken: Der Dortmunder rannte 1997 im Finale der Champions League gegen Juventus Turin schnurstracks aufs Feld und setzte sechzehn Sekunden später zu einem rotzfrechen und gewinnbringenden Heber über den Torwart an.

Die Geschichte von Otto Rehhagel

Das klingt jetzt alles fast so, als handle es sich beim Ein- und Auswechseln um die kinderleichteste Übung der Welt. Dabei ist es die kniffligste, fragen Sie Otto Rehhagel. Der war am 29. April 1978 Trainer von Borussia Dortmund, und gegen Borussia Mönchengladbach stand es 0:8, als er den 35 Jahre alten Siggi Held als letzten Trumpf aus dem Ärmel zaubern wollte. Mitspieler Manni Burgsmüller erzählt heute noch gern, wie Siggi darauf zu Otto sagte: „Trainer, soll ich dat Ding noch rumreißen?“ Es ist dann vollends 0:12 ausgegangen, ohne Siggi, der als Joker nicht der Depp sein wollte.

So ändern sich die Zeiten: Heute ist der Joker der König.