Sandro Wagners Armutsbericht zum Fußball hat verblüffende Folgen: Jeder Zehnte geht mit dem Hut sammeln. Auch unser Kolumnist Oskar Beck will helfen.

Stuttgart - Sandro Wagner hat den Nerv der Menschen getroffen. Eine Welle der Hilfsbereitschaft schwappt durchs Land, seit der Torjäger verzweifelt gemahnt hat, dass Fußballstars zu wenig verdienen, ein Fall für die Wohlfahrt werden könnten und irgendwann unter einer Brücke landen – nach tagelanger, lähmender Ungewissheit stärkt ihm jetzt eine erste repräsentative Umfrage mit belastbaren Zahlen den Rücken. Das Internetportal „Sport 1“ wollte vom Volk sinngemäß wissen: War es richtig, dass Sandro nicht die Klappe gehalten hat? „Ja“, antworteten zehn Prozent – sie finden klasse, was Wagner sagt.

 

Viele werden jetzt überrascht sein, aber zehn Prozent sind immer anderer Meinung, egal was man fragt. Das Ministerium für Volksgesundheit und geistige Umtriebe spricht in solchen Fällen vom „Bodensatz der Querdenker“: Zehn Prozent halten den Winter für wärmer als den Sommer, das Rauchen für gesund und die Weltkugel morgens für flach und abends für viereckig – umso runder finden sie dafür, was Wagner sagt.

Letzten Samstag sind diese zehn Prozent geschlossen im ZDF-„Sportstudio“ gehockt und haben frenetisch geklatscht, als der Torjäger knallhart andeutete, dass Fußballprofis unterbezahlte Ausgebeutete und ein Fall für Amnesty International sind. Schon morgens um sechs klopft manchmal der Dopingkontrolleur an die Tür, sagt Wagner, und das alles muss man sich für einen Hungerlohn gefallen lassen. „Gemessen an dem, was man aufgibt“, spürt die arme Sau, „verdienen auch die bei Bayern zu wenig – selbst bei zwölf Millionen oder so.“