Die Städtische Galerie Ostfildern zeigt eine Einzelausstellung von Margarete Rebmann. Die Werke beschäftigen sich mit der menschlichen Hand: dem vielleicht wichtigsten Körperteil, der den Menschen vom Tier unterscheidet.

Ostfildern - Alteingesessenen Esslingern muss Margarete Rebmann kaum vorgestellt werden. Mit ihrem Mann Otto Rothfuss betrieb sie die Galerie im Heppächer und gründete den Kunstverein KISS im Schloss Untergröningen. Ihr eigenes Werk war in Esslingen immer wieder mal zu sehen. Erst nachdem sie 2009 beim Aufbau einer Ausstellung stürzte, musste sie kürzer treten. Nun hat ihr die Städtische Galerie Ostfildern zum zweiten Mal eine Einzelausstellung gewidmet. Oberbürgermeister Christof Bolay ließ es sich nicht nehmen, ein Grußwort zu sprechen. Und kein Kompetenterer hätte die Einführungsrede halten können als ihr Mann Otto Rothfuss.

 

Gebärden drücken Dramatik aus – auch bei Angela Merkel

„Handreichungen“ lautet der Titel. Insgesamt 542 Schwarzweißfotos hat Rebmann zu acht Paneelen verbunden. Es sind Medienbilder, aber auch eigene Aufnahmen, auf die sie zum Teil auch gezeichnet hat. Alle zeigen die menschliche Hand: den vielleicht wichtigsten Körperteil, der den Menschen vom Tier unterscheidet. Man spricht von Handwerk, Handarbeit, Handel. Die Hand macht einen erst handlungsfähig. Sie fühlt, hält, greift, zeigt, gestikuliert, schreibt und zeichnet. Der Blinde ertastet die Braille-Schrift. Zwei Frauenhände nähen an einem filigranen Stoff. Ein Säugling greift nach dem ausgestreckten Zeigefinger. Max Schmeling legt seine Faust ans Kinn Vitali Klitschkos.

Die Hand vollführt Höchstleistungen: im Sport, aber auch am Kontrabass, am Klavier, am Dudelsack. Auf Winkelbruchteile kommt es im Billardspiel an. Nur der Fußballer muss auf den Gebrauch der Hände verzichten. Umso reichhaltiger ist sein Gebärdenspiel in Momenten höchster Dramatik. Auch Politiker pflegen ihre Reden mit Handbewegungen zu begleiten. Manche Aufnahmen sind daher umso komischer: etwa wenn Angela Merkel in der klassischen Schreckensgebärde beide Hände vor den Mund hält. Oder George W. Bush einen Schirm umklammert, der doch längst vom Wind nach oben weggeklappt und nutzlos geworden ist.

X-Box als Schnittstelle von Hand und virtueller Realität

Den acht Schwarzweiß-Paneelen stellt Rebmann zwei weitere in umso bunteren Farben gegenüber. Sie zeigen Kinderhände, die mit Lego, Carrera-Rennbahn, dem ganze knallbunten Plastik-Kosmos des Kinderspielzeugs hantieren. Und die X-Box darf natürlich nicht fehlen, die Schnittstelle von Hand und virtueller Realität. In einem Video rühren zwei Hände mit einem Stab so lange bunte Farben zusammen, bis nur noch ein uniformes Grau übrig ist. Nur die Musik dazu war bei der Eröffnung kaum zu vernehmen. Daneben als leuchtend blaues Liniennetz das biometrisch erfasste Gesicht der Künstlerin. Auf dem Boden, gut durchs Fenster vom Vorraum oben aus zu betrachten, in neun quadratischen Feldern schwarzweiß ihre Handlinien.

Dort oben hängen noch einige fotografische Arbeiten, passend zum Ort, dem Eingang in eine Kunstausstellung. Einen hohen Stapel Einladungen zu Vernissagen hat Margarete Rebmann von der Seite fotografiert: unmöglich das jemals abzuarbeiten, aber sehr ästhetisch. Auf einem anderen Bild sind schwarze Stühle gestapelt: die Situation bevor etwas beginnt – oder wenn es schon wieder vorbei ist.