Was macht den Scharnhauser Park für viele Stadtplaner so interessant?
Dieses Stück Stadt trägt von den Planungen bis zur Umsetzung eine Handschrift. Das war auch notwendig, sonst hätten wir dort heute Kraut und Rüben. Der ursprüngliche Plan ist über die vielen Jahre hinweg eins zu eins umgesetzt worden. Von Anfang an haben wir die Qualität verteidigt und keine Abstriche gemacht.

Ostfildern ist nach wie vor Ihre Heimat. Wie empfinden Sie die Entwicklung, die die Stadt nach Ihrer Amtszeit als Oberbürgermeister genommen hat?
Ich freue mich sehr, dass Herr Oberbürgermeister Christof Bolay, der Gemeinderat und die Rathausmannschaft mit allen Einrichtungen die positive Entwicklung unserer Stadt weiterführen. Es herrschen ein kreativer Geist und das notwendige Vertrauen, um neue Aufgaben anzupacken. Zu einer Stadt gehört ständige Veränderung, um den wandelnden Zeiten und Anforderungen gerecht zu werden. Ich bin hier zuhause und jede positive Entwicklung kommt auch mir als Bürger zugute.

Große Projekte scheuen Sie nach wie vor nicht. In der Sportschule im Ostfilderner Stadtteil Ruit sollen in den kommenden Jahren rund 13 Millionen Euro investiert werden, woran der WFV maßgeblich beteiligt ist. Was bedeutet dies für die Zukunft der Einrichtung, aber auch für die Stadt?
Schon zu meiner Zeit als Oberbürgermeister habe ich mich für die Entwicklung der Sportschule Ruit eingesetzt. Sie ist ein Markenzeichen und ein Werbeträger Ostfilderns, weil dort mehr als 20 000 Sportlerinnen und Sportler jährlich ihre Lizenzen erwerben oder an Seminaren teilnehmen. Ganz abgesehen davon, ist die Schule auch eine Talentschmiede und ein Trainingsort für herausragende Sportlerinnen und Sportler. Das neue Campus-Gebäude und das Schulungszentrum des Schützenverbandes – beide von herausragenden Architekten entworfen – werden nun die Campus-Idee vervollkommnen. Kaum einer erinnert sich ja mehr daran, dass die Sportschule jahrzehntelang durch eine Erschließungsstraße für das Gewerbegebiet Zinsholz räumlich geteilt war. Jetzt können die Besucher auf 16 Hektar Fläche sich in einer modernen Sportschule wohlfühlen. Das schulden wir allen Ehrenamtlichen in unseren Vereinen und wir vermehren dadurch auch das Ansehen Ostfilderns.

Als Präsident des Württembergischen Fußballverbandes haben Sie seit 2003 die Entwicklungen im Amateurfußball begleitet. Was sind ihrer Ansicht nach die gravierendsten Veränderungen, auf die der Verband reagieren muss?
Die 1800 Vereine im Württembergischen Fußballverband spüren die demografischen Veränderungen schon seit langem. Wir wollen den Verantwortlichen in den Vereinen helfen, Konzepte zu entwickeln, um trotz weniger Kinder einen attraktiven Jugendspielbetrieb aufrechterhalten und vielfältige Angebote für die immer älter werdenden Mitglieder in den Vereinen schaffen zu können.

Vereine sind also kein Auslaufmodell?
Nein, Vereine sind moderner denn je, weil sie vielen Kindern und Jugendlichen ebenso wie den Erwachsenen in immer unübersichtlicheren Zeiten Heimat und Geborgenheit geben. Die Vereine vermitteln Werte, schaffen Vorbilder und übernehmen Verantwortung. Gerade der Amateurfußball ist ein wichtiger sozialer Kitt in unserer Zeit und integriert Menschen unterschiedlichster Herkunft und Befähigung.

Gibt es dabei auch Entwicklungen, die Sie kritisch beäugen?
Ja, es ist immer schwieriger, Ehrenamtliche für unsere Vereinsarbeit zu gewinnen. Es muss wieder zum guten Ton gehören, sich auch dem Verein zur Verfügung zu stellen, selbst wenn die eigenen Kinder nicht mehr in einer Mannschaft spielen. Sich über einen bestimmten Zeitraum verbindlich für eine Aufgabe zu verpflichten, trauen sich immer weniger Menschen.

Haben die Kinder und Jugendlichen heutzutage überhaupt noch Zeit für den Verein?
Das ist in der Tat ein Problem. Die Ganztagsschule wird den Kindern nicht mehr genug Zeit für das Vereinstraining lassen. Es muss deshalb unser Ziel sein, dass die Ganztagsschule und der Verein miteinander attraktiv bleiben. Sonst verlieren am Ende beide.