Der Bund der Vertriebenen hat der Gemeinde das Ostlandkreuz geschenkt, weil der Verband die Unterhaltung nicht mehr leisten kann. Das Denkmal auf dem Hungerberg drückt seit fast 60 Jahren die Hoffnung auf Frieden und Freiheit aus.

Winterbach - Im Sommer ist das Ostlandkreuz zwischen den hohen Bäumen kaum zu erkennen. Aber trotzdem gehört es seit fast sechzig Jahren zum Landschaftsbild zwischen Winterbach und Schorndorf. Hoch oben auf dem Hungerberg thront es über dem Remstal. Und wer die steilen Wege durch die Obstbaumwiesen Richtung Kreuz erklimmt, findet dort ein kleines Paradies. Zwischen den Bäumen hindurch ist ein weiter Blick in Richtung Schwäbisch Gmünd möglich, es gibt Bänke für die Rast und dahinter gleich den Wald. „Früher sind wir oft mit den Kindern hier oben gewesen“, erinnert sich Bernd-Günter Barwitzki, der dem Kreisverband des Bundes der Vertriebenen (BdV) vorsitzt.

 

Die Erlebnisgeneration stirbt

Der Verband hat das Mahnmal im Jahr 1958 aufgestellt. Der damals noch kahle Hügel ist inzwischen dicht bewachsen, vom Tal dröhnt der Verkehrslärm der mittlerweile vierspurig ausgebauten Bundesstraße herauf und Barwitzkis Kinder sind nun erwachsen. Die Jahre sind vergangen, und das spürt auch der BdV. „Die Generation, die Flucht und Vertreibung direkt erlebt hat, stirbt“, sagt der 68-jährige Kreisvorsitzende. Es werde für die Vertriebenenverbände schwieriger, die Traditionen zu pflegen. Auch die Unterhaltung des Kreuzes gehöre dazu. Damit das Mahnmal in Zukunft erhalten bleibt, hat sich der Kreisverband deswegen dazu entschieden, das Kreuz der Gemeinde Winterbach zu schenken.

Für die Gemeinde ist das Engagement nicht neu

„Das war für diejenigen, die es aufgebaut haben, ein schwerer Schritt", sagt Barwitzki. Immerhin wurden damals 7360 Mark an Spenden aufgebracht – viel Geld in jener Zeit. Zudem war das Kreuz Versammlungsplatz und Treffpunkt. Aber die Entwicklung hatte sich schon länger abgezeichnet: Bereits seit den 1970er-Jahren pflegt Winterbach das knapp 30 Ar große Grundstück, weil die körperliche Kraft der BdV-Mitglieder nachgelassen hat. „An der Betonsanierung vor einigen Jahren haben wir uns auch schon beteiligt“, sagt der Bürgermeister Sven Müller. Und deswegen habe es im Gemeinderat auch keine große Diskussion über den Wunsch des BdV – der ein kostenfreies Nutzungsrecht behält – gegeben. „Es ist jedem klar, dass wir uns der Verantwortung stellen müssen“, sagt Müller. Man wolle das Ostlandkreuz als eine Erinnerung an die Geschichte erhalten, heißt es in dem entsprechenden Beschlussantrag.

Das höchste Ostlandkreuz steht in Geislingen

Vermutlich ist den wenigsten, die jeden Tag an dem weißen Mahnmal vorbeifahren, die Bedeutung des Kreuzes bekannt. Mehrere hundert dieser Vertriebenendenkmale gibt es in ganz Deutschland – das höchste misst knapp 23 Meter und steht auf der Schildwacht bei Geislingen an der Steige. Die Vertriebenen im Rems-Murr-Kreis verbanden mit diesem Kreuz ganz unterschiedliche Gedanken. „Es sollte zum einen ein Mahnmal für das erlebte Leid sein“, erläutert Bernd-Günter Barwitzki. Und zum anderen aber auch die Hoffnung auf Frieden und Freiheit in Europa ausdrücken. Kein Zufall ist es, dass ein Kreuz für das Denkmal gewählt wurde: „Die meisten Vertriebenen waren Katholiken, da spielen Symbole eine größere Rolle.“ Für die Vertrieben sei das Ostlandkreuz auch ein Stück Heimat gewesen. Bis heute treffe man sich dort zur Maikundgebung oder an besonderen Jahrestagen, an Ostern wird dort oben immer Gottesdienst gefeiert. Und worin sieht Bernd-Günter Barwitzki heute den Reiz dieses Ortes? „Die Lage ist das A und O. Man kann hierher schöne Ausflüge machen, kann auch mal feiern. Ich denke, dass die wenigstens zur Kenntnis nehmen, was einmal die Intention war.“ www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.windkraft-am-goldboden-bei-winterbach-pruefung-der-standsicherheit-steht-noch-aus.c03d9f00-c376-4008-8e10-2e06a9a32eb6.html