Reportage: Frank Buchmeier (buc)
Sie haben hier drei Kinder großgezogen. Manche Eltern fallen in ein Loch, wenn der Nachwuchs flügge wird. Wie erging es Ihnen?
Sigrid K.Jeder Abschied macht einen etwas melancholisch. Aber es war auch ein Aufbruch, weil ich mehr Raum für meine Filme bekam.
Wie oft sehen Sie Ihre Kinder noch?
Sigrid K.Selten. An Weihnachten und meistens im Sommerurlaub. Benedikt kommt manchmal aus London, wo er bei Vivienne Westwood arbeitet, nach Gotland, wenn Walter auf der Insel weitere Folgen von „Der Kommissar und das Meer“ dreht. Jenny spielt in Erlangen am Stadttheater, dort besuchen wir sie ab und zu. Lea lebt als Musikerin in Göteborg.
Hätten Sie gerne einen engeren Kontakt?
Walter S.Es ist, wie es ist. Die Kinder kommen uns mit Freude in Stuttgart besuchen, aber es gibt eben nicht viele Möglichkeiten dafür. Aus der Ferne zu beobachten, was sie treiben und wie sich ihr Leben entwickelt, ist für uns auch sehr spannend.
Sie haben Ihren Kindern ermöglicht, sich selbst zu verwirklichen. Spüren Sie Dankbarkeit dafür?
Walter S.Darum ging es uns nie. Wir haben Benedikt, Jenny und Lea die Ausbildung finanziert, die sie sich gewünscht hatten. Das war unser Geschenk an sie. Wir erwarten nicht, dass wir dafür irgendetwas zurückbekommen.
Sigrid K.Ich glaube, dass bei allen Fehlern, die wir sicher auch gemacht haben, unsere Kinder den Zusammenhalt schätzen, der in unserer Familie herrscht. Aus meiner eigenen Jugend weiß ich, dass es nicht wichtig war, was mir meine Eltern gepredigt, sondern was sie mir vorgelebt haben. Der Geist, dass man für den anderen da ist, lebt in mir weiter und lebt nun in unseren Kindern weiter. Walter und mir ist es ganz gut gelungen, sie durch die Stürme des Lebens zu führen, etwa wenn Liebeskummer an ihrem Selbstwertgefühl genagt hat. In der Kindheit und Jugend entsteht ja das Fundament, das dafür sorgt, dass man später auch in schwierigen Zeiten nicht zusammenbricht.
Waren Sie sich in der Erziehung Ihrer Kinder einig, oder gab es auch mal Konflikte?
Sigrid K.Walter und ich haben in allen grundlegenden Dingen ähnliche Haltungen.
Und was unterscheidet Sie?
Sigrid K.Ich lege mehr Wert auf eine äußere Ordnung, mag es, wenn alles aufgeräumt ist. Das kommt vermutlich daher, dass ich mit sechs Geschwistern aufgewachsen bin und es bei uns manchmal aussah wie bei Hempels unterm Sofa. Walter ist eher für die unsichtbare Ordnung zuständig, also etwa für die Koordinierung unserer Termine. Er strebt auch noch mehr nach Harmonie als ich. Unsere Tochter Jenny wirft uns heute manchmal vor, dass in ihrem Elternhaus zu wenig gestritten wurde.