Wie oft schreiben Sie?
Hajo R. Es gibt Zeiten, da schreiben wir uns jeden Tag. Das dauert 20 Minuten – zehn Minuten für das Schreiben und zehn Minuten für den Austausch. Das gibt uns viel Nähe und Verbundenheit.
Moni R. Nach dem Paar-Wochenende haben wir weiterhin die Angebote von Marriage Encounter genutzt, andere Paare kennengelernt und gemerkt, dass sie auf dem gleichen Weg sind. Die haben die gleichen Probleme, suchen auch nach Lösungen und geben nicht auf. Es ist für uns auch ein Weg, unseren Glauben zu leben. Als Katholiken sehen wir unser Eheversprechen nicht als etwas Einmaliges an, sondern als etwas, das jeden Tag erneuert werden muss.
Durch welche Krisen half Ihnen das Schreiben?
Moni R. Wir hatten eine schwierige Phase, als unsere drei Söhne klein waren und Hajo im Beruf sehr eingespannt war. Er lebte in seiner Arbeit, ich zu Hause mit den Kindern. Wir waren aber nicht bereit, unseren Traum von einer Beziehung einfach aufzugeben.
Wie sah dieser Traum aus?
Moni R. Ein gutes und liebevolles Miteinander und dass wir uns auch nach 10, 20 und 50 Ehejahren noch aneinander freuen. Nicht so, wie wir es oft in unserer Umgebung erlebt haben: Dass man sich entfremdet, sich nichts mehr zu sagen hat, aber zusammenbleibt, weil es sein muss und man sich nach ein paar Jahren halt nicht mehr so liebt wie am Anfang.
Wie haben Sie diese und andere Krisen überstanden?
Moni R. Wir haben schon bald gemerkt, eine Ehe bleibt nicht von alleine gut. Die große Liebe am Anfang hilft, aber man muss immer dranbleiben. Wir hatten uns versprochen, in guten wie in schlechten Tagen zusammenzubleiben. Das waren dann die schlechten Tage, und die sind halt auch da. Wir haben gelernt, mit unserem Verhalten in Krisen umzugehen. Hajo zieht sich dann komplett zurück. Ich fange an zu quatschen.
Hajo R. Und je mehr du quatscht, desto mehr ziehe ich mich in mein Schneckenhaus zurück.
Moni R. Und irgendwann ist ganz viel Distanz zwischen uns.
Wie lösen Sie diese Situation?
Hajo R. Indem einer – oft Moni – die Hefte auf den Tisch legt. Ich weiß dann: Jetzt ist Zeit, aus meinem Schneckenhaus rauszukommen und die Situation anzuschauen. Das Wichtigste ist dann die Wertschätzung. Denn so schlecht es uns auch geht, es gibt immer etwas, was ich an Moni an diesem Tag geschätzt habe. Das ist dann wie ein Türöffner.
Moni R. Es geht eigentlich nicht darum zu fragen: Warum ist der Konflikt jetzt entstanden? Vielmehr sollte man nach innen schauen und fragen: Wie fühle ich mich jetzt? Das dann dem Partner zu sagen braucht viel Vertrauen und den Mut, immer wieder einen Schritt aufeinander zuzugehen. Man muss Schwierigkeiten aushalten und anschauen können. Krisen sind eine Herausforderung, an denen wir miteinander wachsen.
Wo haben Sie Reibungspunkte?
Hajo R. Ich bringe Moni mit meiner Bequemlichkeit auf die Palme. Selbst wenn in unserer Wohnung größtes Chaos herrscht und alles über uns zusammenbricht, kann es sein, dass ich mich auf das Sofa lege, Fernsehen gucke oder Zeitung lese.
Moni R. Und dich nervt es sehr, wenn ich für ein freies Wochenende eine To-do-Liste habe, die von 1 bis 10 reicht.
Und dann schreiben Sie einander erst mal einen Liebesbrief?
Moni R. Das wäre natürlich sinnvoll, schaffen wir aber auch nicht immer. Wir haben mit den Jahren gelernt, uns ein Stück entgegenzukommen. Ich streiche dann zum Beispiel ein paar Punkte von der Liste.
Hajo R. Da kommt es auch auf mich selbst an, dass ich über meinen Schatten springe und sage: Jawohl, ich sehe, was ansteht, und helfe mit, die Liste abzuarbeiten.