Haben Sie Rituale vor einer Partie?
Tim L. Früher habe ich aus Aberglaube meine Trikots nicht gewaschen. Heute lege ich sehr viel Wert darauf, dass mein VfB-Schal an der Wand hängt. Das bringt Glück.
Patrizia G. Und: Wir machen vor fast jedem Stadionbesuch ein gemeinsames Foto.
Verursacht das Thema VfB bei Ihnen manchmal auch Konflikte?
Patrizia G. Naja, das kann vorkommen. Eine Meinungsverschiedenheit hatten wir, als Kevin Großkreutz suspendiert worden war. Tim empfand die Entscheidung des Vereins als gerechtfertigt. Ich wollte, dass Kevin weiterspielen darf.
Tim L. Da war ich tatsächlich kurz sauer.
Patrizia G. Aber dann reden wir über ein anderes Thema, und alles ist wieder vergessen.
Wer von Ihnen ist denn der größere VfB-Fan?
Tim L. Spontan würde ich sagen: ich! Aber eigentlich ist Patrizia auch ein richtiger Hardliner, wenn es um den VfB geht.
Patrizia G. Das kann ich nur bestätigen.
Und was sagt Ihr Umfeld dazu, dass Sie beide so verrückt nach dem VfB sind?
Patrizia G. Meine Freundinnen kennen mich nicht anders und verstehen mich voll und ganz. Von ihnen bekomme ich auch VfB-Fanartikel zum Geburtstag geschenkt. Aber mit ins Stadion gehen sie nicht. Das ist gar nichts für sie.
Tim L. Am Anfang war es für meine Freunde vielleicht etwas ungewöhnlich, aber mittlerweile nicht mehr. Patrizia ist bei ihnen als Fan voll akzeptiert. Wenn meine Freunde einen Stadionbesuch planen, dann ist sie ein fester Teil davon. Da gibt es gar keine Fragen.
Stört es Sie manchmal, dass Sie die Leidenschaft zum VfB mit Ihrem Partner teilen müssen?
Patrizia G. Nein. Ich würde nie auf die Idee kommen, den VfB Stuttgart oder das Fan-Sein für mich alleine zu beanspruchen. Es ist schön, dass wir unsere Leidenschaft teilen können.
Tim L. Ich habe da auch kein Problem mit. Im Gegenteil, ich finde es sogar schön, dass ich meinen Freunden oder Menschen, die Patrizia nicht kennen, erzählen kann, dass ich gemeinsam mit meiner Partnerin ins Stadion gehe, sie genauso die Mannschaft anfeuert oder ein Bier trinkt. Da bin ich sogar stolz drauf.
Was wäre gewesen, wenn einer von Ihnen Fan des Karlsruher SC gewesen wäre?
Tim L. Dann hätte ich es mir vielleicht noch einmal überlegt (lacht). Im Ernst: Ob Patrizia Fußballfan ist oder welchen Verein sie unterstützt, hat mich am Anfang überhaupt nicht interessiert. Ich hätte mich immer für sie entschieden. Obwohl der KSC grenzwertig gewesen wäre.
Patrizia G. Mich würde es auch nicht stören, wenn sich Tim überhaupt nicht für Fußball interessieren würde.
Wie sehr hat der Abstieg des VfB in der vergangenen Saison Ihre Beziehung belastet?
Tim L. Ich war fast die komplette Saison nach jedem Spieltag schlecht drauf. Das Thema war sehr präsent im Alltag. Die schlechten Leistungen und der drohende Abstieg haben meine Stimmung auf jeden Fall heruntergezogen.
Patrizia G. Wie heißt es so schön: mitgegangen, mitgehangen. Du hast mich auch runtergezogen mit deiner schlechten Laune.
Wagen Sie doch mal einen Blick in Ihre gemeinsame Zukunft.
Tim L. Wir möchten zusammenziehen, aber das muss noch etwas warten. Wir wollen erst beide unseren Meisterabschluss machen. Erst dann ist das Vorhaben realistisch. Ich bin Schreiner und kann uns daher eine top Wohnung einrichten. Da werden sicher auch einige VfB-Fanartikel zu finden sein.
Und wie sieht die Zukunft des VfB aus?
Tim L. Ich wünsche mir natürlich, dass der Verein nächste Saison in der Bundesliga spielt. Vielleicht schafft es die Mannschaft dann auch endlich wieder, weiter oben mitzumischen. Wenn der ein oder andere ausgeliehene Spieler langfristig verpflichtet werden könnte, würde mich das sehr freuen. Aber vor allem möchte ich wieder attraktiven Fußball sehen.
Patrizia G. Da sind wir uns einig.