In den frühen Achtzigern tummelte sich Escobar in der Politik und wetterte gegen die alten Verhältnisse. Das klang volksnah und sogar links, und zusammen mit seinen Wohltaten für die Armen – er ließ Kirchen, Sportplätze und Wohnhäuser bauen, und er bedachte stets die Bettler – begründete das seinen Robin-Hood-Ruf. Dass er mit den rechtsextremen Paramilitärs paktierte, ändert an diesem Ruhm kaum etwas. Und dass er in Saus und Braus lebte, natürlich auch nicht. Sein Landgut Nápoles hatte einen Zoo mit angeblich 2500 exotischen Tieren. Die Flusspferde vermehrten sich und leben bis heute in freier Wildbahn.

 

Plata o plomo, frei übersetzt: Knete oder Kugel – unter diesem Motto korrumpierte er den Staat: Entweder man ließ sich schmieren oder man starb. Den Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán, der gegen den Drogenhandel vorzugehen versprach, ließ er ermorden, ebenso wie den Justizminister Rodrigo Lara Bonilla und den Verleger Guillermo Cano, dessen Zeitung „Espectador“ gegen die Drogenmafia anschrieb. Zu Hunderten starben Polizisten, Staatsanwälte, Gefängniswärter und Konkurrenten, die dem Drogenzar im Wege waren. Selbst als Gefangener dominierte er noch den Staat: Er hauste in einem Fünf-Sterne-Knast. Als dessen Luxus öffentlich bekannt und zu peinlich wurde, floh er, als er verlegt werden sollte. Dabei wurde er getötet.

Heute ist sein Grab stets mit Blumen geschmückt. Ganz Kolumbien war gefesselt, als 2012 „Escobar, der Herr des Bösen“ in über 70 Folgen im Fernsehen lief. Historische Aufklärung, sagten die Verteidiger, Verherrlichung des Verbrechens, riefen die Kritiker, die lieber Cano, Galán und Lara Bonilla verherrlicht gesehen hätten.

Immer noch erscheinen Bücher und Filme über ihn. Seine in Argentinien lebende Witwe und die beiden Kinder haben kürzlich sogar versucht, den Namen „Pablo Escobar“ international als Marke schützen zu lassen. Allerdings erfolglos: Weil so eine Marke eine Rechtfertigung der Gewalt darstelle.