Wir machen den Test und schicken Schoko-Nikoläuse mit verschiedenen Paketdiensten auf die Reise.

Stuttgart-Zuffenhausen - Noch stehen sie unbeschadet in Reih und Glied auf dem Konferenztisch der Nord-Rundschau. Alle sind noch aus einem Guss. Doch wie werden die zerbrechlichen Gesellen bald aussehen? Kommen sie zügig – also am Nikolaustag – und auch heil wieder in der Redaktion an? Oder werden die Schoko-Männer in ihren Kartonkisten so durchgerüttelt, dass sie am Ende zerbröselt sind? Erleben sie bei der Zustellung eine Odyssee? Oder fallen sie gar dem Phlegma eines Austrägers zum Opfer und werden in träger Postbeamtenmentalität irgendwo abgelegt und vergessen?

 

Hopp oder Topp. Wir haben acht identische Pakete gekauft, sie befüllt und ihre Wege nachverfolgt. Jeweils zwei Pakete wurden zeitgleich bei den Paket-Shops von DHL, Hermes, DPD und GLS in Zuffenhausen aufgegeben. Bei der einen Paketvariante bereiteten wir dem Schokoladen-Hohlkörper in seinem Karton ein ziemlich bruchsicheres Nest aus zerknülltem Zeitungspapier. Den zweiten Nikolaus schickten wir beim gleichen Dienstleister ohne jegliche Polsterung los.

Der Hermes-Paket-Shop an der Unterländer Straße 18 lockt die Kunden mit dem Slogan „Schnell, einfach und ohne Warteschlange“. Draußen auf dem Bürgersteig vor dem Otto-Shop steht ein aufklappbares Werbeplakat, auf dem der Formel-1-Doppelweltmeister Mika Häkkinen zu sehen ist. So schnell wie der ehemalige Rennfahrer einst unterwegs war, funktioniert das Paketverteilen bei Hermes natürlich nicht. Zwei Tage dauere die Zustellung im Durchschnitt, sagt die Frau am Schalter. Für die paar Meter? Das klingt eher nach Postkutsche als nach Silberpfeil. Immerhin: Das Firmenversprechen „einfach und ohne Warteschlange“ wird eingelöst. Die Portokosten betragen vier Euro pro Paket. Mit 50 Euro ist das Päckchen versichert. „Diamanten werden ja wohl keine drin sein“, scherzt die nette Dame im Otto-Shop und sagt: „Sie können davon ausgehen, dass alles rechtzeitig beim Empfänger ankommt.“

DHL ist in unserem Fall am schnellsten

Die Hermes-Dame hat nicht zu viel versprochen. Gut 24 Stunden später, und zwar um Punkt 13.20 Uhr am Nikolaustag, trudeln beide Hermes-Pakete in der Redaktion ein. Was die Geschwindigkeit angeht, liegt Hermes damit aber auf dem letzten Platz – auch wenn es sich nur um wenige Stunden handelt. Der süße Inhalt ist dafür jeweils unbeschädigt. Welchen Weg die Weihnachtsmänner genau genommen haben, um von der Unterländer an die Ludwigsburger Straße zu kommen, lässt sich im Internet nicht genau verfolgen.

Auch die beiden DHL-Pakete treffen am Nikolaustag ein. Und zwar um 9.24 Uhr, damit ist DHL in unserem Fall am schnellsten. Abgegeben worden sind sie in der Postfiliale an der Unterländer Straße. Dort hatte es, im Gegensatz zu manch anderem Tag, so gut wie keine Wartezeit gegeben. Freundlich hatte die Dame hinterm Schalter die beiden gelben Boxen entgegen genommen, sie geschüttelt und darauf hingewiesen, dass eines der Pakete laut klappere. „Sind Sie sicher, dass alles gut verpackt ist“, möchte sie wissen. „Ja“, lautet die Antwort, das habe alles seine Richtigkeit. Die beiden Nikoläuse werden als Paket für jeweils 6,90 Euro verschickt. So sind sie bis 500 Euro versichert und können im Internet nachverfolgt werden. Dort kann man sehen, dass der Weg von der Unterländer Straße in die rund 500 Meter entfernte Redaktion über das Paketzentrum Köngen führt, das sind insgesamt rund 60 Kilometer. Irgendwo unterwegs muss es den schlecht verpackten Nikolaus erwischt haben, und zwar am Kopf. Der ist nämlich eingedellt, im Karton liegen kleinere Schokoladenstücke. Der andere Weihnachtsmann ist heil geblieben.

Mit einem schlechten Gewissen bringen wir unsere beiden Pakete zum dritten Versanddienst, einer GLS-Versandstelle an der Ludwigsburger Straße – genau gegenüber (!) unserer Redaktion. „Bitte bringen Sie die Päckchen nicht persönlich vorbei“, lautet unsere Bitte an die freundliche Dame im Schreibwarenladen, in dem der Paket-Shop integriert ist, „das würde unser Ergebnis verfälschen.“ Sie hält Wort und legt die Päckchen beiseite. 4,10 Euro kostet der Versand deutschlandweit, sofern die Verpackung nicht länger und breiter als 35 Zentimeter ist. „Der Inhalt dürfte für den gleichen Preis sogar bist zu 40 Kilo schwer sein.“ 110 Gramm wiegt unser Schokomännchen. Quizfrage: Wie bekommt man 363 Nikoläuse in ein schuhkartongroßes Päckchen?! Egal, wir verschicken heute nur diese beiden. „Um 15 Uhr wird alles abgeholt, spätestens in 24 Stunden sollte es bei Ihnen ankommen, solange sie vor dem 14. Dezember verschicken, danach könnte es sich verzögern.“ Und tatsächlich: die um 9 Uhr abgegebenen Päckchen werden vom Fahrer abgeholt und machen um 15.38 Uhr einen Zwischenstopp im GLS-Depot in Vaihingen/Enz. Nach einer kurzen Nacht verlassen sie um 5.34 Uhr mit dem Kurier das Depot in Richtung Redaktion. Um 11.03 Uhr treffen sie in der Redaktion ein. Ihr äußerer Zustand ist einwandfrei, und auch der Geschmack hat nicht gelitten, wovon wir uns höchstpersönlich überzeugen mussten.

Alle Paketdienste waren schnell

Zum Verzehr geeignet waren auch noch die Nikoläuse, die der Paketdienst DPD um 12.11 Uhr in der Redaktion anlieferte. Doch ein erstes leichtes Schütteln der Kartons ließ schon Böses erahnen. In der Tat: Dem lose verpackten Weihnachtsmann war übel mitgespielt worden. Erst einmal von seiner Folie befreit, war er fast schon bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Eigentlich kein Wunder, mag man denken. Wer beim Verpacken seiner zerbrechlichen Ware spart, geht das Risiko bewusst ein. Dennoch: auch äußerlich hat das Paket etwas mehr gelitten als die anderen. An einer Stelle eingedellt und ein bisschen schmutzig. Irgendwo zwischen Zuffenhausen und dem Depot in Ludwigsburg muss das passiert sein.

Schuldlos ist sicherlich der Inhaber von Scheumann’s Fotoladen, Unterländer Straße 40. Er hat die Pakete sorgsam entgegengenommen, die mit DPD verschickt werden sollten. Freundlich und zuvorkommend wurden dort auch alle Fragen rund um den Versand geduldig beantwortet. Dieser Service ist bei den 4,30 Euro inklusive, die für das Verschicken eines Päckchens anfallen.

Das Fazit: Schnell waren sie definitiv alle, die vier Paketdienste. Aber wo gehobelt wird, fallen bekanntlich eben auch Späne. Wichtig ist also, auf jeden Fall den Inhalt des Päckchens sehr gut zu verpacken. Dann stehen die Chancen gut, beim Auspacken nicht vor einem Trümmerhaufen zu stehen – auch wenn er nur aus Schokolade ist.