Dass Paris Hilton ein Fall für die Klatschblätter ist, wundert niemand. Nun aber werden die Homestorys von Papst Franziskus Teil der Boulevardberichterstattung. Die bunte Botschaft geht ausgerechnet von Stuttgart aus.

Stuttgart - Sie sind weiblich, über 40 und leben in einem katholisch geprägten Ballungsraum? Ihnen ist nichts Menschliches fremd, Sie interessieren sich für Promis, finden es aber banal, wenn ständig über die Skandälchen von Royals und Schauspielsternchen berichtet wird? Dann gehören Sie zur Kernzielgruppe einer neuen Illustrierten namens „Mein Papst“, die am kommenden Mittwoch erstmals in Deutschland, Österreich und der Schweiz erscheint. Darin wächst zusammen, was vermeintlich nicht zusammengehört: Der Pontifex wird in einem kreischbunten Boulevardblatt, das mutmaßlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus optischen Versatzstücken von „Bravo“ und „Gala“ zusammengezimmert wurde, wie ein Popstar inszeniert.

 

Auf dem Cover wird eine Homestory über den Star des Vatikans verkündet: „So wohnt der Heilige Vater – bescheiden auf 50 Quadratmetern.“ Freunde der Regenbogenpresse finden auch andere lieb gewordene Formate wieder, beispielsweise den Fortsetzungsroman: „Das spannende Leben des Franziskus, Teil 1“. Natürlich darf auch das Fanposter nicht fehlen. In „Mein Papst“ gibt es gleich zwei davon, jeweils angereichert mit einer christlichen Botschaft. Im Inneren des Blattes, so viel lassen vorab veröffentlichte Seiten erahnen, geht es weiter mit Zucker und Tortenguss. Man sieht Franziskus, wie er bei einer Auslandsreise die Menschen „bezaubert“, er ist abwechselnd „herzlich“ oder „bescheiden“. Kurz: vorgestellt wird „Mein Papst“, dein Papst, unser Papst.

Franziskus im Sammelalbum?

Und es ist keinesfalls eine Übertreibung, an dieser Stelle festzuhalten, dass insbesondere Stuttgart mit Recht von sich behaupten kann: „Wir sind Papst.“ Das Magazin stammt aus dem in Stuttgart beheimateten Panini Verlag, der die Lizenzrechte für die Fanpostille von der wöchentlich erscheinenden Zeitschrift „Il mio Papa“ erworben hat, die in Italien im Verlag Mondadori erscheint. Panini versucht es zunächst monatlich mit den päpstlichen Homestorys und Audienzen. Auf 72 Seiten soll die eingangs beschriebene Leserschaft beglückt werden. Falls die Sache mit dem „Papst der Herzen“ auf fruchtbaren Boden fällt, ist für die Zukunft nichts ausgeschlossen. Panini? Genau: wir warten schon auf die päpstlichen Sammelbildchen.