Er lebt von seiner Übersichtlichkeit und der Vielzahl an Sträuchern und Bäumen, die nicht verleugnen, dass er vormals auch ein Nutzgarten war. Linden und Pappeln säumen die Rasenvierecke. Johannisbeer- und Haselnusshecken, Kirsch- und Apfelbäume, durch Kordonschnitt gezähmt, Ginsterbüsche und Weiden prägen das Bild, und das Angebot an Obst und Gemüse verführt den einen oder anderen hungrigen Besucher dazu, sich den Gang auf den Markt oder in den Supermarkt zu sparen und sich heimlich ein Körbchen zu füllen.

 

Blickfang des Gartens ist ein Tunnelgewölbe, das über und über mit Wein bepflanzt ist. Unter dieser prächtigen Rebenpergola, die je nach Jahreszeit ihre Farbe von sattem Grün hin zu kräftigem Rotbraun wechselt, lässt es sich auf einer der Bänke stundenlang aushalten – ein Refugium im Refugium. Leidvolle Erfahrungen haben zur Anbringung eines Schildes geführt, das darauf hinweist, dass die sich hochwindenden Weinstöcke nicht zum Klettergerüst taugen.

Verschmelzung von Mondänem und Naivem

Wem das zu abgeschieden und zu ländlich ist, der sollte das Arrondissement wechseln, hinüber ins noble achte etwa, wo der von Kurt Tucholsky bedichtete Parc Monceau lockt. Das ist ein wahrer Zaubergarten, dem der Chansonnier Yves Duteil eines seiner schönsten Lieder – „Au Parc Monceau“ – gewidmet hat, ein Stück voller Erinnerungen an schwarze Schwäne, Schaukeln und erste Küsse: „Un square bien à l’abri de ma mémoire quand j’y retourne par hasard.“ An Kuriositäten – darunter eine Gräberallee mit ägyptischer Pyramide und ein säulenumstandenes Wasserbecken, das hier, wie es sich für eine verspielt-aristokratische Anlage gehört, Naumachie heißt – mangelt es nicht. Der von einer mächtigen Trauerweide dominierte Teich erinnert an antike Anlagen, die dazu dienten, bedeutende Seeschlachten nachzuspielen. So sehr der gut acht Hektar große Park an sonnigen Tagen voll pulsierenden Lebens ist und so hart seine Bänke dann umkämpft sind, so unangestrengt lässt er Mondänes und Naives miteinander verschmelzen. An den Vormittagen ziehen Kinderfrauen, die man zumindest in diesem Arrondissement weiter Gouvernanten nennen möchte, ihre Kreise – bisweilen mit vornehm gelangweiltem Gesichtsausdruck und in der Hoffnung, dass die lieben Kleinen Ruhe geben mögen in ihren schicken Kinderwagen.