Kultur: Adrienne Braun (adr)

Man darf also gespannt sein, ob es auch diesmal zu reflexhafter Empörung kommt wie bei einer Hochschulausstellung 1992 in Santa Barbara, als Angus mit seinen Bildern einen kleinen Skandal auslöste. Es mussten schließlich Sichtschutzwände aufgestellt werden. „Is this Pornography?“ titelte damals die „Daily Nexus“, dabei ist Angus über den Vorwurf, pornografisch zu sein, absolut erhaben. Eben weil er sich seinen Motiven so vorsichtig und unentschieden nähert, sind selbst Darstellungen expliziter sexueller Handlungen gänzlich unaufgeregt und frei von jedem Voyeurismus.

 

Die Männer mögen nackt oder auf einigen Arbeiten gar erregt sein, aufreizend ist das nicht. Im Katalog erinnern Fotografien an die heißen Tänze der Stripper im New Yorker Gaiety Theatre in dieser Zeit – und machen den Unterschied deutlich zwischen Malerei und Realität: Angus verzichtet auf die pralle Fleischlichkeit und kraftstrotzende Potenz der muskelgestählten Männer. Seine Szenen wirken oft sogar trist und trostlos. „My Heart goes Bang Bang Bang Bang“ (1986) ist eine traurige Veranstaltung, bei der ein Jüngling auf der Bühne vom Publikum kühl taxiert wird. Das wirkt kläglich – und alles andere als anstößig.

Den großen Durchbruch hatte Patrick Angus zu Lebzeiten nicht. Erst in seinen letzten Jahren, als er bereits krank war, stellte er häufiger aus. Immerhin, einen Erfolg besonderer Art erlebte er noch: Sein großes Idol, der britische Maler David Hockney, besuchte den kranken Künstler und kaufte immerhin sechs seiner Bilder.