Pawel Pogrebnjak spricht über seine Perspektive beim VfB Stuttgart und deutet an, dass er bereit wäre, mit dem Verein zu verhandeln.

Stuttgart - Pawel Pogrebnjak (27) hat einige Ziele. So will er die Torquote seines Landsmannes Sergej Kirjakow übertreffen. Auch deshalb möchte er in der Bundesliga bleiben - am liebsten beim VfB.

 

Herr Pogrebnjak, wissen Sie, wer die beiden russischen Spieler sind, die bisher die meisten Tore in der Bundesliga geschossen haben?

Ich glaube, der erste ist Alexander Borodjuk. Den zweiten weiß ich nicht.

Borodjuk stimmt. Er erzielte 46 Treffer. Dann kommt Sergej Kirjakow mit 34 Toren.

Wirklich? Das hätte ich nicht gedacht. Ich kenne ihn schließlich. Waren die Abwehrspieler in Deutschland damals denn noch nicht so gut wie heute? (lacht)

Lassen wir das unbeantwortet. Wer könnte der drittbeste russische Schütze sein?

Tut mir leid, auch da muss ich passen.

Dabei sind Sie das. Sie markierten beim 2:0 am Samstag gegen Hoffenheim ihren 15. Treffer und zogen damit mit Wladimir But gleich.

Das freut mich natürlich, aber ich habe nicht vor, das Toreschießen damit zu beenden. Als Nächstes will ich mir dann Kirjakow schnappen.

Aus Ihnen spricht wieder viel Selbstvertrauen - das Sie sich am Samstag mit Ihrem ersten Saisontreffer zurückgeholt haben?

Ich hatte schon zu Beginn das Gefühl, dass es einen Elfmeter für uns geben wird. Schön, dass es so gekommen ist. Bei der Ausführung war ich etwas nervös, aber das ist normal. Es war wichtig, dass ich erfolgreich war. Dadurch ist Druck von mir abgefallen. Jetzt kann ich zuversichtlich in die Zukunft gucken.

Die Vergangenheit war auch schwer genug, da Sie in den ersten Saisonspielen kaum zum Einsatz gekommen sind.

Das war in der Tat nicht einfach für mich, zumal die Vorbereitung im Sommer so gut gelaufen ist. Aber die Aufstellung ist nun mal Sache der Trainer.

Bruno Labbadia hat kürzlich bemängelt, dass Ihnen gerade der letzte Biss fehlen würde. Haben Sie das verstanden?

Es kann schon sein, dass es ab und zu einmal eine Trainingseinheit gibt, in der es nicht so funktioniert, wie man sich das im Normalfall eigentlich vorstellt. Aber das ist bei jedem Spieler so.

Labbadia hat jedoch Sie genannt.

Ein Trainer darf alles sagen. Es ist sein Recht zu loben und zu tadeln. Das muss er sogar machen. Entscheidend ist nur, dass ich das Vertrauen spüre - und das tue ich.

Trotz der Kritik?

Selbstverständlich habe ich mich damit beschäftigt. Aber wer mich kennt und auf dem Platz sieht, der weiß, dass ich immer voll für meinen Verein kämpfe und mich voll mit ihm identifiziere. Ich gebe alles für den VfB und will, dass es ihm gutgeht.

"Ich will nur, dass der VfB gewinnt"

Dennoch ist Ihre Zukunft in Stuttgart ungewiss, weil Ihr Vertrag im Juni endet. Würden Sie gerne verlängern?

Eigentlich will ich mich immer nur auf das nächste Spiel konzentrieren und nicht zu weit nach vorne schauen. Aber ich und meine Familie fühlen uns hier sehr wohl. Wir würden gerne bleiben.

Hat der VfB auch schon ein entsprechendes Zeichen gesendet?

Nein, es gab noch kein Gespräch und auch noch keinen Hinweis darauf, dass wir uns vielleicht bald mal zusammensetzen könnten. Ich hoffe jedoch, dass das passiert.

Was gefällt Ihnen in Stuttgart so gut?

Alles - der Club, das Stadion, die Fans, die Stadt. Meine Familie ist auch ganz glücklich. Mein ältester Sohn spielt sogar schon beim VfB. Was will man mehr?

Der VfB muss aber sparen. Würden Sie auch eine Gehaltskürzung akzeptieren?

Darauf kann ich jetzt nicht direkt antworten, weil mir kein Angebot vorliegt. Klar ist jedoch, dass ich offen bin und dass wir über alles reden können, wenn der Verein das will - auch über weniger Geld.

Wenn es beim VfB nicht mehr klappen sollte - würden Sie dann lieber ins Ausland oder innerhalb der Bundesliga wechseln?

Der Fußball in Deutschland beeindruckt mich sehr. Deshalb würde ich auf jeden Fall gerne hier bleiben, wenn es die Möglichkeit dafür gibt. Das steht für mich an erster Stelle, aber in diesem Geschäft sollte man auch nie nie sagen.

Was speziell imponiert Ihnen denn so an der Fußball-Bundesliga?

Erstens die tollen Stadien. Und zweitens, dass man nichts vorhersagen kann. Jede Mannschaft kann jede schlagen. Nur die Bayern sind wohl zu stark.

Obwohl die Bundesliga so attraktiv ist, ging Kevin Kuranyi vor gut einem Jahr als einer der ersten deutschen Spieler zu Dynamo Moskau nach Russland. Glauben Sie, dass das ein Signal war und dass bald weitere folgen?

Dass er das gemacht hat, war für Russland ein großer Transfer und ein großer Schritt. Ich kann den Clubs in meiner Heimat ohnehin nur empfehlen, deutsche Spieler zu holen. Die setzen sich immer voll ein.

Sie selbst müssen Ihr Spiel in der Bundesliga umstellen und viel mehr laufen als früher in Russland. Ist das schwierig?

In Sibirien stand ich schon bei Temperaturen von minus 30 Grad auf dem Platz. Im Vergleich dazu ist die läuferische Herausforderung in Deutschland auch machbar.

Nun haben Sie ja sowieso eine neue Perspektive - die Quote von Kirjakow übertreffen.

Aber ich gehe nicht aufs Feld, um ihn einzuholen. Ich will nur, dass der VfB gewinnt.

Pogrebnjak, der Freibadgänger

Karriere

Pawel Pogrebnjak (27) spielte in Russland schon für sechs verschiedene Clubs: Spartak Moskau, Baltika Kaliningrad, FK Chimki, Schinnik Jaroslawl, Tom Tomsk und Zenit St. Petersburg, wo er 2008 Meister und Uefa-Pokalsieger wurde. 2009 wechselte er als Nachfolger von Mario Gomez zum VfB. Mit seiner Nationalelf qualifizierte er sich für die EM 2012.

Persönliches

Er ist verheiratet mit Maria und hat drei Söhne: Artjen (4), der bereits in der VfB-Jugend spielt, Pawel (2) und Alexeij (sechs Monate). Im Sommer geht er mit seiner Familie gerne ins Freibad seines Wohnortes Stuttgart-Vaihingen. Seine 19-jährigen Zwillingsbrüder Nicolai und Kirill sind auch Fußballer - wie er früher bei Tom Tomsk.