Die Zersplitterung in Sachsens rechtspopulistischer Szene scheint zuzunehmen. Denn seitdem die Galionsfigur Bachmann von Bord ging, dreht die nach wie vor einflussreiche Festerling wieder kräftiger am Rad. So gilt Siegfried Däbritz – ein Intimus von Bachmann und nun Kopf der Montagsaufläufe – inzwischen als ihr Strohmann unter den Abendlandhütern. Gemeinsam mit Däbritz wolle sie so dafür sorgen, dass Pegida „weiter kraft- und anspruchsvoll“ bleibe, nachdem Bachmann „seinen Lebensmittelpunkt nach Teneriffa verlegt hat und nur noch alle zwei Wochen für seine Widerstands-Show einfliegt“.

 

Offenkundig will sie Dresdens rechts-kleinbürgerliche Szene in das neue Projekt eingliedern, mit dem sie seit Monaten anderweitig für Negativschlagzeilen sorgt: die Bewegung „Festung Europa“. Für dieses Netzwerk rechtspopulistischer Initiativen taucht die Ultramarathonläuferin gern mal in militärischer Tarnkleidung auf, etwa im Juli beim Leipziger Pegida-Klon Legida.

Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik gefordert

Dass Festerling dennoch stark auf Dresden beharrt, kommt nicht von ungefähr. Schon lange sieht sie hier die „heimliche Hauptstadt Deutschlands“, gerade in Bezug auf rechtspopulistische Strömungen. Dass sie damit so falsch nicht liegt, bestätigt der aktuelle Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit. Demnach gefährdet der wachsende Fremdenhass in und um Dresden – wie er sich in Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte, rechtsradikalen Aufmärschen oder dem Pegida-Phänomen äußert – den sozialen Frieden im Osten. Für Festerling ist so etwas Wasser auf ihre Mühlen. Schon im Oktober 2015 forderte sie vor 9000 Pegida-Demonstranten sogar „den Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik“. Und den 3. Oktober will sie zum „Tag der neuen deutschen Einheit“ hochstilisieren. Dazu plant sie ein medienträchtig-provokantes Spektakel. Dabei stört ihr Intimfeind Bachmann gehörig. Denn der meldete nun eilfertig nahezu zeitgleich eine eigene Pegida-Kundgebung an. Auf der Pegida-Kundgebung am Montag will Bachmann zudem die Vertrauensfrage stellen.      

Während zwei sich streiten, sondiert im Hintergrund längst eine mögliche lachende Dritte das Terrain. Denn Frauke Petry, die auch die AfD-Fraktion im Dresdener Landtag führt, sucht derzeit einen sächsischen Direktwahlkreis, der quasi rechtslastig genug ist, um ihr 2017 den Einzug in den Bundestag zu sichern. Zur Wahl stehen im Moment jene beiden Landkreise, in denen ihre Partei zuletzt am stärksten punktete: Meißen sowie Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Doch auch führende Pegida-Köpfe schielen längst nach diesen Revieren, darunter Pegida-Vize Siegfried Däbritz.