Dreck ist Materie am falschen Ort, und auf den ersten Blick scheinen Computer und Schmutz denkbar größte Gegensätze zu sein.

Stuttgart - Hier geht es in Zukunft um die Zukunft. Das StZ-Hausorakel Peter Glaser befragt einmal die Woche die Kristallkugel nach dem, was morgen oder übermorgen sein wird – und manchmal auch nach der Zukunft von gestern. Dazu als Bonus: der Tweet der Woche!

 

Die digitale Welt ist ein Bereich jenseits des Stofflichen, unabhängig vom Abfall der althergebrachten, wirklichen Welt. Dreckige Technik scheint am ehesten in der Literatur zu Hause zu sein. In Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis” stellt sich heraus, dass die Geschichte der Menschheit damit begonnen hat, dass einst ein Raumschiff voller Telefondesinfizierer vom Planeten Golgafrincham hier strandete. Und in den „Sterntagebüchern” von Stanislaw Lem schüttet ein betrunkener Außerirdischer vorschriftswidrig einen Eimer Dreck – nämlich Eiweißverbindungen – auf die jungfräuliche Erde, woraus sich danach alles Leben entwickelt.

Als früher in Rechenzentren noch Großrechner standen, die mit konstant 21 Grad klimatisiert werden mußten, konnte jedes Mehr an Wärme gleichfalls zu Evolutions-Explosionen führen. „Von Schaben bis zu Schimmelpilzen war da so ziemlich alles zu finden", weiß der Sicherheitsexperte Jürgen Kupfrian über das grauenerregene Innenleben von Rechenanlagen zu berichten.

Waschbare Mäuse

Als der Mikrobiologe Dr. Charles Gerba an der Universität von Arizona verschiedene menschliche Lebensbereiche untersuchte, zeigte sich, dass an Computerarbeitsplätzen im Schnitt 400 mal mehr Keime finden sind als auf einer Klobrille. Die Tastatur liegt bei etwas über 500 Keimen pro Quadratzentimeter, gefolgt von Maus und Scanner. Solche Mikro-Schrecknisse lassen den menschlichen Erfindungsgeist nicht ruhen. Waschbare Lesegeräte für Speicherkarten und waschbare Mäuse sind schon zu haben.

Die amerikanische Firma Vioguard verkauft eine Computertastatur, die auf Knopfdruck zur Dekontamination in einem Schubfach verschwindet. Dort wird sie einer UV-Dusche unterzogen und ist danach angeblich wieder keimfrei. Wenn sie eine Weile nicht benutzt wird, reinigt die Tastatur sich aus Langeweile selbst. Vielleicht rettet sie sogar Ehen. In der ostdeutschen Stadt Sondershausen ließ sich eine Frau nach 15 Jahren Ehe von ihrem putzsüchtigen Mann scheiden, nachdem er eine Wand eingerissen und neu aufgebaut hatte – „weil sie schmutzig war“.

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Und hier noch wie immer der Tweet der Woche: