In den letzten zwanzig Jahren hat sich Rommel zum im In- und Ausland respektierten Produzenten entwickelt, zum Garanten für Filmkunst, die Integrität allen Moden und Skandälchen vorzieht – vor allem mit den Filmen von Andreas Dresen. Man kann nicht leugnen, dass er diesen Ruf schon durchs bloße Herangehen an „Feuchtgebiete“ riskiert hat.

 

„Alle Leute haben mich gewarnt, diesen angeblich unverfilmbaren Roman anzufassen“, erzählt Rommel. Verleiher, Förderer, Weltvertriebe hätten gemahnt: „Ey, da liegst du falsch, da verlupfst du dich, da übernimmst du dich.“ Rommel war sich nicht ganz sicher, was sie meinten. „Ich habe mich gefragt: Trauen die es dem ehrenwerten Arthouse-Produzenten nicht zu, dass er mit so einem Stoff fertig wird? Oder glauben die, ich verrate den Anspruch, für den ich in ihren Augen stehe?“

Rommel selbst ist mit sich angesichts des fertigen Films im Reinen. Er ist sogar glücklich: „Feuchtgebiete“, sein bislang kommerziell aussichtsreichstes Projekt, verrät seine Werte und seine Vision vom couragierten Kino nämlich keinesfalls.

Charlotte Roche wollte ihn und keinen anderen

Immerhin war er nicht vom ersten Moment an Feuer und Flamme für das Projekt, hat sich erst erwärmen müssen. Nicht er wollte den Roman umsetzen, die Autorin Charlotte Roche wollte ihn als Produzenten haben. Sie schlug weit höhere Angebote finanzkräftigerer Filmfirmen aus. „Ich hielt das Buch nach dem ersten Lesen wie viele andere auch für unverfilmbar“, gesteht Rommel, „fast für langweilig. Aber dann habe ich mich lange mit Charlotte darüber unterhalten. Dabei ist mir klar geworden, dass man daraus einen Film machen kann. Nein, dass ich daraus einen Film machen muss. Ich musste diese Gratwanderung wagen, um woanders hinzukommen. Was mich angeht, aber vielleicht auch, was das ganze deutsche Kino angeht.“

„Halbe Treppe“ und der Skandalroman – passt das zusammen?

In den letzten zwanzig Jahren hat sich Rommel zum im In- und Ausland respektierten Produzenten entwickelt, zum Garanten für Filmkunst, die Integrität allen Moden und Skandälchen vorzieht – vor allem mit den Filmen von Andreas Dresen. Man kann nicht leugnen, dass er diesen Ruf schon durchs bloße Herangehen an „Feuchtgebiete“ riskiert hat.

„Alle Leute haben mich gewarnt, diesen angeblich unverfilmbaren Roman anzufassen“, erzählt Rommel. Verleiher, Förderer, Weltvertriebe hätten gemahnt: „Ey, da liegst du falsch, da verlupfst du dich, da übernimmst du dich.“ Rommel war sich nicht ganz sicher, was sie meinten. „Ich habe mich gefragt: Trauen die es dem ehrenwerten Arthouse-Produzenten nicht zu, dass er mit so einem Stoff fertig wird? Oder glauben die, ich verrate den Anspruch, für den ich in ihren Augen stehe?“

Rommel selbst ist mit sich angesichts des fertigen Films im Reinen. Er ist sogar glücklich: „Feuchtgebiete“, sein bislang kommerziell aussichtsreichstes Projekt, verrät seine Werte und seine Vision vom couragierten Kino nämlich keinesfalls.

Charlotte Roche wollte ihn und keinen anderen

Immerhin war er nicht vom ersten Moment an Feuer und Flamme für das Projekt, hat sich erst erwärmen müssen. Nicht er wollte den Roman umsetzen, die Autorin Charlotte Roche wollte ihn als Produzenten haben. Sie schlug weit höhere Angebote finanzkräftigerer Filmfirmen aus. „Ich hielt das Buch nach dem ersten Lesen wie viele andere auch für unverfilmbar“, gesteht Rommel, „fast für langweilig. Aber dann habe ich mich lange mit Charlotte darüber unterhalten. Dabei ist mir klar geworden, dass man daraus einen Film machen kann. Nein, dass ich daraus einen Film machen muss. Ich musste diese Gratwanderung wagen, um woanders hinzukommen. Was mich angeht, aber vielleicht auch, was das ganze deutsche Kino angeht.“

Was er in der Geschichte von Hämorrhoiden, Schweiß und Sperma entdeckt hat, ist ihre Qualität als Gegenentwurf. „Mich ekelt das andere so an, diese falsche Sauberkeit, die Heidi-Klum-Welt, die Ideologie: du musst schön sein, um erfolgreich zu sein, erfolgreich sein, um glücklich zu sein, du musst ein bestimmtes Auto fahren, du musst, du musst, du musst.“

Motto: „Man muss etwas wagen“

Rommel aber will als Filmproduzent nur einen Zwang akzeptieren: „Man muss etwas wagen“, ein Motto, das seine ganze Karriere prägt. Der Buchhändler, der sich in Filme verliebt hat, saß zunächst an der Kinokasse, aber das Ermöglichen-Wollen trieb ihn immer weiter voran. Er eröffnete einen kleinen Verleih für kleine Filme, die sonst nie eine deutsche Leinwand gesehen hätten, und stieg dann mit Erspartem und Geliehenem in die Produktion ein, damit es solche Filme überhaupt geben konnte. Der totale Ruin lag anfangs viel näher als auch nur der Achtungserfolg.

Zum ersten Mal nach amerikanischem System produziert

Für „Feuchtgebiete“ hat sich Rommel neu definiert. Er ist nicht mehr der allenthalben gelobte Ermöglicher gewesen, der einem Regisseur zugearbeitet hat. Der Schwabe, der seit Jahrzehnten in Berlin sitzt, aber nicht nur als VfB-Fan noch immer enge Beziehungen in die alte Heimat unterhält, ist zum treibenden Gestalter geworden.

„Ich habe zum ersten Mal nach dem amerikanischen System produziert: Ich habe den Stoff entwickelt, ich habe den Regisseur und die Darsteller herausgesucht, ich habe festgelegt, wie alles aussehen sollte. Als ich Charlottes Buch gelesen habe, dachte ich an den jungen Danny Boyle, an etwas wie ‚Trainspotting‘, eine Filmsprache, wie wir sie sonst hier nicht haben.“ Mit anderen Worten, wenn der Film durchfällt, wenn all jene, die schon das Buch als kalkulierte Skandalschmiere verhöhnt haben, nun auch die Bewegtbildvariante zur Peinlichkeit erklären, dann klebt die Schuld direkt an Rommel. Aber wie er sagt: Man muss etwas wagen.