Wir sind aus Köngen und haben Hähnchen feil!“ Von den Hausierern, die früher von Köngen nach Plochingen kamen, hat meine Mutter vielleicht nicht ihr Verkaufstalent geerbt, aber ich von ihr. Beim Schwäbischen Fleiß in Wernau und beim Weihnachtsmarkt in Plochingen standen wir am Stand und vertickten Fleischbrühe. Sie zeigte mir, wie man Leute, die nur rumstehen und den Stand blockieren, diskret abwimmelt, wie man Kunden, die nur ein bisschen was kaufen, mehr andreht, und wie man immer schaut, dass so viele Menschen den Stand umringen, dass immer neue kommen, die gucken wollen, was es da so gibt. Seit dieser Zeit weiß ich, dass Verkaufen eine hohe Kunst ist, eine Mischung aus Psychologie, Betriebswirtschaft und Unverschämtheit.

 

Es geht am Marktstand nicht primär um die Ware, es geht um die Beziehung zwischen Verkäufer und Käufer, um die stille Übereinkunft, es irgendwelchen unpersönlichen Großketten zu zeigen, und das Gefühl des Kunden, mit diesem Kauf in ökologisch-ökonomischer Hinsicht alles richtig gemacht zu haben. Das schafft kein Internet.

So treibe ich mich auf den Märkten dieser Erde herum und bewundere das Verkaufstalent der Händler: wie sie mir das Gefühl vermitteln, nur ich sei clever genug, die Vorteile ihres Produkts zu erkennen. Außerdem muss man ja auch was heimbringen, wenn man auf dem Markt war. Nie habe ich es bereut, zum Beispiel den Erwerb jener unglaublich praktischen Knoblauchpresse zum Drehen, ein unverzichtbares Küchenutensil, das ich garantiert immer noch habe – wenn ich nur wüsste, wo.