Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)


Dass da noch viel Spielraum für Kreativität ist, zeigt das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt "Fakom". Mit dem Vorhaben unter dem sperrigen Titel "Förderung arbeitsplatzbezogener kommunikativer Kompetenzen bei Migranten in der Altenhilfe" sollen Mitarbeiter mit Einwanderungshintergrund so fortgebildet werden, dass sie den zunehmenden Anforderungen in den Heimen gerecht werden. Im Zentrum der Kurse und Workshops steht dabei die berufsbezogene Sprache. "Früher reichte es, wenn in der Küche jemand Salat putzen kann. Heute müssen auch die Helfer jeden Handgriff schriftlich dokumentieren", sagt die Projektleiterin Karin Behlke. So ist etwa die Zubereitung der Speisen und deren Temperatur mittlerweile ebenso festzuhalten wie das Waschen eines alten Menschen oder das Zähneputzen. Dazu kommt, dass möglichst jeder Beschäftigte sich mit seinen Kollegen, den Heimbewohnern und Angehörigen austauschen können soll.

Das Programm ist zwei Jahre lang getestet worden


Zwei Jahre haben die Verantwortlichen das noch bis zum Herbst laufende Programm im Ulmer Dreifaltigkeitshof getestet. Ihr Fazit ist eindeutig. "Der Erfolg steht fest", sagt Behlke. Die betreffenden Mitarbeiter seien nicht nur offener, engagierter und könnten sich besser verständigen, sie würden jetzt bei der Arbeit auch mehr Verantwortung übernehmen. Ohne die Fortbildung hätte manchen von ihnen die Entlassung gedroht, weil sie im Alltag nicht mehr mitkamen, erklärt die Hausleitung. In nicht allzu ferner Zukunft soll es die Kurse nun flächendeckend geben.

"Die Menschen mit Migrationshintergrund sind ein wichtiges Arbeitskräftereservoir", sagt Wanning zu solchen Initiativen. Er macht aber auch klar, dass der Kampf gegen den drohenden Pflegenotstand einen Einsatz an vielen Fronten verlangt. Die Arbeitgeber etwa seien gefordert, mit einer entsprechenden Dienstplangestaltung und Kinderbetreuungsangeboten die Verbindung von Familie und Arbeit zu erleichtern und so vor allem Frauen im Beruf zu halten. Die Politik müsse die Möglichkeiten für die häusliche Versorgung verbessern. Und die Gesellschaft müsse dem wichtigen Dienst an den alten Menschen endlich die gebührende Anerkennung spenden. Denn eins sei klar, betont Wanning: "Wir werden nicht so viel Heime bauen können, wie es Pflegebedürftige geben wird."