Die Pflege steht und fällt mit der Attraktivität des Berufes, kommentiert unser Redakteur Bernhard Walker.

Stuttgart - An dieser Stelle muss man mal eine Lanze für die große Koalition brechen. Denn Schwarz-Rot hat in der Altenpflege viel Gutes zustande gebracht. Doch reichen die Fortschritte offenbar nicht aus. Sonst wäre die Pflege im Wahlkampf nicht zu einem so wichtigen Thema geworden. Dabei fällt es gerade in der Pflege schwer, den Erwartungen der Bürger gerecht zu werden. Das liegt daran, dass Berlin nicht einfach Dinge anordnen kann. Vielmehr setzt die Bundesregierung einen Rahmen, den die Pflegekassen und Verbände ausfüllen. Auch deshalb brauchte es Jahre, bis die Pflegeversicherung die Lebenslage von Demenzkranken besser berücksichtigte.

 

Mitarbeiter nach Tarif bezahlen

Leider gibt es aber auch eine andere, sehr unerfreuliche Seite. Es ist ein schlechter Witz, dass in Sachsen-Anhalt eine Fachkraft nur 2000 Euro im Monat verdient. Denn eines ist klar: Pflege steht und fällt damit, dass der Beruf attraktiv ist, was wiederum mit seiner Vergütung zu tun hat. Zwar hat die große Koalition verfügt, dass die Pflegekassen Tariflöhne refinanzieren – also der Geschäftsführung eines Heims das Geld geben müssen, das sie braucht, um die Mitarbeiter nach Tarif zu bezahlen. Allerdings ist damit kein Durchbruch erreicht.

Komplizierte Aufgabe

Denn die Arbeit von Pflegekräften wird in zwei Rechtsgebieten erfasst: Helfen sie jemandem etwa beim Waschen, fällt dies in die Pflegeversicherung; versorgen sie eine Wunde desselben Pflegebedürftigen, fällt das in die Krankenversicherung. Die Refinanzierung der Tarifvergütung von Pflegekräften gilt aber nur für den rein pflegerischen Teil. Klingt kompliziert? Ist es auch. Für die möglichen Jamaikapartner muss daher klar sein: Nur wer hartnäckig an komplizierten Aufgaben arbeitet, wird in der Pflege etwas erreichen und die Erwartungen erfüllen.

bernhard.walker@stzn.de