Die Schweizer Zur Rose AG übernimmt die Celesio-Tochter für 25 Millionen Euro. Damit ist der Umbau des Stuttgarter Pharmagroßhändlers abgeschlossen.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Der Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio AG verkauft seine niederländische Versandapotheke Doc Morris für 25 Millionen Euro an die Schweizer Zur Rose AG. Der Käufer übernimmt auch die Rechte an der Marke Doc Morris. Zuletzt hatte die Versandapotheke nach Angaben eines Celesio-Sprechers mit rund 40 Millionen Euro in den Büchern gestanden. Wie das Unternehmen mitteilte, wird wegen des Verkaufs eine außerplanmäßige Wertminderung von 30 Millionen Euro notwendig. Zu den 15 Millionen Euro, um die der Verkaufspreis unter dem Buchwert liegt, kämen weitere Kosten in ähnlicher Größenordnung – etwa durch die nötige Trennung der Computersysteme oder Anwalts- und Beratungskosten.

 

Unter dem Strich hat die Übernahme der von Ralf Däinghaus gegründeten Versandapotheke im Jahr 2007 Celesio aber deutlich mehr gekostet. Gemessen am Kaufpreis von mehr als 200 Millionen Euro mussten fast 90 Prozent des Firmenwerts abgeschrieben werden – rund 180 bis 190 Millionen Euro. Zudem belastete der Kauf von Doc Morris durch den damaligen Celesio-Chef Fritz Oesterle das Verhältnis zur wichtigsten Kundengruppe: den niedergelassenen Apotheken, deren Belieferung mit Medikamenten seit jeher das Kerngeschäft des Unternehmens ist. Wie Oesterles Nachfolger Markus Pinger bei der Bilanzpressekonferenz im Frühjahr einräumte, büßte die deutsche Großhandelssparte Gehe deshalb Marktanteile ein und verzeichnete zeitweise Umsatzeinbrüche von 30 Prozent. Dadurch dürfte Schätzungen zufolge der Gewinn von Gehe um bis zu 50 Millionen Euro niedriger ausgefallen sein. Zuletzt erzielte die Versandapotheke mit rund 400 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 350 Millionen Euro.

Mit dem Verkauf von Doc Morris ist der von Pinger bei seinem Amtsantritt im vergangenen August angekündigte Umbau des Traditionsunternehmens abgeschlossen. „Celesio ist jetzt wieder ein reiner Großhändler“, sagte der Sprecher. Zuvor hatte sich das mehrheitlich vom Familienkonzern Haniel kontrollierte Unternehmen bereits von seinen Töchtern Movianto und Pharmexx getrennt. Pharmexx betreibt einen Leihaußendienst, der Pharmahersteller im Vertrieb unterstützt. Movianto ist auf Logistikdienstleistungen für die Branche spezialisiert.

Die neuen Geschäftsfelder, mit denen Oesterle Celesio auf eine breitere Basis stellen wollte, hatten sich nicht wie erhofft entwickelt – unter anderem, weil die Liberalisierung des Apothekenmarkts langsamer vonstatten ging als erwartet. Die Tochterfirmen belasteten das Ergebnis in den letzten Jahren mit hohen Anlaufverlusten und Firmenwertabschreibungen. Auch im ersten Halbjahr 2012 waren Wertberichtigungen von insgesamt 228 Millionen Euro nötig, die zu dem Halbjahresverlust von 183,9 Millionen Euro (Vorjahr: minus 30,2 Millionen Euro) beitrugen. 2011 setzte Celesio mit gut 36 000 Mitarbeitern rund 23 Milliarden Euro um.

Die Zur Rose AG bezeichnete die Akquisition von Doc Morris als „Meilenstein“. „Damit wird Zur Rose zum mit Abstand größten Anbieter im Medikamentenversand in Deutschland“, erklärten die Schweizer. Der Zusammenschluss eröffne zudem erhebliches Synergiepotenzial. Die Zur Rose AG ist in Deutschland bereits mit der Versandapotheke VfG Cosmian und dem Dienstleistungsunternehmen Zur Rose Pharma GmbH präsent. Celesio bekräftigte trotz der Belastung durch den Doc-Morris-Verkauf, dem die Behörden noch zustimmen müssen, seine Erwartungen für das Geschäftsjahr 2012. Demnach soll das bereinigte Betriebsergebnis mindestens den Vorjahreswert in Höhe von 550 Millionen Euro erreichen.

Die rund 150 Doc-Morris-Partnerapotheken, die nicht zu Celesio gehören, dürfen die Marke noch bis zum Ablauf ihrer jeweiligen Verträge nutzen.