Bei einer Demonstrationsfahrt in einem Bus des Tübinger Stadtverkehrs werden Probleme deutlich, aber auch Lösungen aufgezeigt. Mehr als drei Rollstuhlfahrer kann der Bus kaum aufnehmen. Sie erreichen den freien Platz im Bereich der mittleren Türen über eine Rampe, die bei Bedarf vom Fahrer des Busses ausgeklappt wird. Die Auffahrt ist mitunter recht steil, ohne kräftige Hilfe kann sie von Rollstuhlfahrern oft nicht befahren werden. Busfahrer Volker Heise demonstrierte vor dem Landratsamt die moderne Technik seines Fahrzeugs. Der ganze Bus neigt sich zur Seite, der Einstieg senkt sich um rund 20 Zentimeter. Die Rampe lässt sich ohne fremde Hilfe bezwingen.

 

Kasseler Bord hilft allen Fahrgästen

An einer Bushaltestelle einige Hundert Meter weiter zeigt Volker Heise, wie es noch besser geht. Die Vorgabe macht Lars Hilscher, Verkehrsplaner beim Tübinger Stadtverkehr: „Der Bus muss ganz nah an die Haltestelle fahren. Wenn die Reifen schleifen, hat der Fahrer es richtig gemacht.“ Das sogenannte Kasseler Bord regelt, dass die Reifen keinen Schaden nehmen. Damit ist ein erhöhter, abgerundeter Bordstein gemeint, der in Kassel entwickelt wurde und Teil eines barrierefreien Ausbaus von Haltestellen ist und der letztlich allen Fahrgästen zugutekommt. Ergänzen sich Bus und Randstein, können Rollstuhlfahrer eben in den Bus hineinfahren. Zur Technik gehören Symbole, mit denen sich Buslinien von Menschen mit Leseschwächen zuordnen lassen oder im Innenbereich gut erreichbare Tasten für den Ausstieg von Rollstuhlfahrern. Wichtig ist auch die Erfahrung des Mannes am Steuer. „Ich sehe schon von Weitem, wenn ein Rollstuhlfahrer an einer Haltestelle wartet, und reagiere entsprechend“, sagt Volker Heise. Grob geschätzt ist das einmal in jeder Schicht der Fall.

Für Landrat Walter ist von Bedeutung, dass diese Haltestellen nicht zu Inseln für Rollstuhlfahrer werden, „von denen man nicht wegkommt“. Planer sollten immer auch den Blick der Rollstuhlfahrer vor Augen haben. Zu den Betroffenen gehört Veronika Schaible. Sie fasst „Move“ zusammen: „Man kann endlich lernen zu fahren, wohin man will und wann man will.“