Nicht nur der britische König ist Fan. Von nun an können sich alle Stuttgarterinnen und Stuttgarter an Massimiliano Pirontis Oma freuen. Sein Gemälde ist jetzt im Kunstmuseum zu sehen.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Es ist ein feierlicher Moment für Massimiliano Pironti. Das Gemälde seiner Großmutter ist nun in einem Otto-Dix-Raum im Stuttgarter Kunstmuseum zu sehen. „Es ist toll, aber auch komisch“, sagt Pironti. Für Besucherinnen und Besucher ist es ein großes Glück, jetzt zu sehen, was Pironti in monatelanger Arbeit auf Leinwand brachte. In ihrem Blick scheint man lesen zu können, was sie damals zu ihm gesagt hat: „Warum hast du so viele Falten gemalt?“ Jede Faltenlegung des grünen Pullovers ist erkennbar, die knochigen Finger, die die rote Wärmflasche umgreifen.

 

Früher als geplant

Dass Massimiliano Pirontis Werk „Quo vadis“ jetzt schon im Kunstmuseum zu sehen ist, hat mit der aktuellen Ausstellung „Sieh Dir die Menschen an!“ zu tun. Denn einige Werke von Otto Dix sind nach oben in den Kubus gewandert. Dadurch ergab sich die Gelegenheit, den Dix-Porträtraum in der Sammlung neu zu hängen. Pirontis „Quo vadis“ hängt nun neben Dix’ „Arbeiterjunge“ und vis-à-vis zu Ruprecht von Kaufmann.

Das Porträt seiner Oma, die stolze 97 Jahre alt wurde, hat viel bewegt in Pirontis künstlerischer Karriere. Es wurde in der Londoner National Portrait Gallery ausgestellt, mit Preisen bedacht. Durch dieses Porträt wurde König Charles III. auf die detailgenaue Porträtmalerei Pirontis aufmerksam. Und Pironti, der in Stuttgart lebt, durfte als einziger Künstler außerhalb Großbritanniens eines von sieben Porträts von Shoah-Überlebenden malen.

Das Porträt war auch in London zu sehen

2019 war es, als Massimiliano Pirontis Oma in der Londoner National Portrait Gallery ausgestellt wurde. Ein beeindruckendes Gemälde, wie die alte Frau mit der roten Wärmflasche in ihrer Küche sitzt. Die Engländer haben ein Faible für Porträts, wollen Menschen in den Fokus rücken. Der Titel des Gemäldes seiner Oma lautet „Quo vadis“, weil sie immer fragte, wohin sie wohl bald gehen wird. Pironti wollte sich seine Großmutter für immer einprägen, das Bild von ihr, wie sie in der Küche sitzt. In ihren Augen sah er, dass sie wusste, dass sie bald sterben würde. „Es geht nicht um die Technik, es geht um die Gefühle“, sagt Pironti. Seine Werke erscheinen absurd fotorealistisch und sind doch kunstvoll konstruiert. Perfekt bis ins letzte Augenbrauenhaar durchdacht.

Sieh Dir die Menschen an! Bis 14. April 2024, Kunstmuseum, Di bis So 10 bis 17 Uhr, Freitag 10 bis 20 Uhr