Trotz prominenter Unterstützung ist es bisher nur bei der Idee geblieben, im Ortsteil Deufringen ein Museum einzurichten. Denn niemand will die Verantwortung dafür übernehmen. Geld wäre für den Schutz des Denkmals sogar vorhanden.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Aidlingen - Mit seiner Mühle beeindruckt Jörg Brackenhammer jeden Besucher. Dafür muss er nur die Mahlsteine zum Vollkornschroten in Gang setzen. Dann erfüllt ein großes Getöse das Erdgeschoss des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. Die Untere Mühle im Aidlinger Ortsteil Deufringen gehört zu den wenigen ihrer Art, die noch funktionstüchtig sind. Und ihr Besitzer würde am liebsten ein Museum daraus machen. Aber das Projekt ist seit Jahren verfahren. Zuletzt hat Jörg Brackenhammer zwar auch den Landrat Roland Bernhard mit seiner Geschichte beeindruckt. Doch: „Die Mühle wird sterben“, ist der 77-Jährige überzeugt.

 

Die Wohnung im ersten Stock wirkt ebenfalls wie eine Ausstellung längst vergangener Zeiten. Im Flur hängt eine Galerie der Müller: Das letzte Bild zeigt Fritz Brackenhammer, der sie bis 1987 am Laufen hielt. Einen Stammbaum hat sein Bruder Jörg mit den 13 Generationen angefertigt, die einst in dem Haus lebten. Auf dem Esstisch in der guten Stube präsentiert er Dokumente, die die Bedeutung der Unteren Mühle zeigen – von einer Urkunde aus dem Jahr 1435 bis zu einem herzoglichen Mühlen-Handbuch von 1729.

Abrissgenehmigung vor Gericht erstritten

Dort liegt auch die Abriss-Genehmigung für das Gebäude, die Jörg Brackenhammer vor drei Jahren vor Gericht erstritten hat. Ihm sei die mit 700 000 Euro veranschlagte Renovierung nicht zuzumuten, hieß es im Urteil. Neuerdings führt der 77-Jährige Pläne für den Umbau in ein Wohnhaus vor, die ein Kaufinteressent erstellt hat.

Jörg Brackenhammer findet, dass er schon alles versucht hat, um aus der Mühle ein Museum zu machen. Aber die Gemeinde hat seiner Meinung nach alles abgelehnt. Nicht einmal geschenkt hätte sie das Haus haben wollen. Der Verkauf an die Gemeinde scheiterte ihm zufolge daran, dass er laut Vertrag auf Einsprüche gegen die zukünftige Nutzung des Gebäudes hätte verzichten müssen.

Sein jüngster Vorschlag lautet, dass er für 200 000 Euro die Wohnung renoviert, um sie vermieten zu können und mit diesem Geld ein Museum zu unterhalten. Die Verantwortung für dieses Projekt sollte aber die Kommune oder der Kreis übernehmen, meint Brackenhammer und fragt: „Was soll ich denn noch machen?“

Die Antwort vom Landratsamt und aus dem Aidlinger Rathaus ist die gleiche: Der Besitzer solle Initiative zeigen, indem er einen Förderverein für das Projekt gründet. „Wir sind grundsätzlich interessiert an kreiskulturellen Besonderheiten“, sagt Siegfried Zenger, „und das Gebäude ist wunderschön.“ Der Leiter der Abteilung für Regionalentwicklung und Tourismus der Kreisbehörde kann sich gut vorstellen, ein Mühlenmuseum in die bestehenden touristischen Routen einzubinden. Im Auftrag des Landratsamtes ist vor zwei Jahren schon ein Konzept für eine Ausstellung erstellt worden. Sogar Geld hätte der Landrat zu bieten: Wenn es gelingen sollte, einen Förderverein zu gründen, würde sich der Kreis mit 50 000 Euro einbringen, sofern der Kreistag zustimmt. „Aber wir betreiben keine Museen“, sagt Siegfried Zenger.

Der Bürgermeister sieht den Eigentümer in der Pflicht

Ekkehard Fauth sieht gleichfalls den Eigentümer in der Pflicht, um nach Unterstützern für das Museum zu suchen. „Die Haushaltslage in Aidlingen ist klamm“, sagt der Bürgermeister. Nichtsdestotrotz würde die Gemeinde aus dem Ortskernsanierungsprogramm des Landes rund 200 000 Euro für „dieses ortsbildprägende Gebäude“ zur Verfügung stellen. Eine dauerhafte Beteiligung habe der Gemeinderat jedoch abgelehnt. „Wir stellen alle Freiwilligkeitsleistungen gnadenlos auf den Prüfstand“, erklärt Ekkehard Fauth, „dann können wir nicht ein neues Fass aufmachen.“

Ob die Kommune wenigstens Mitglied im Förderverein wird, darüber müsste der Gemeinderat entscheiden, fügt der Bürgermeister an. Er ist sich aber sicher, dass Jörg Brackenhammer Mitstreiter finden würde.

„Wenn Kreis und Kommune sagen, sie machen mit, gründe ich von mir aus auch den Verein“, erklärt dagegen der Mühlenbesitzer. Der 77-Jährige findet, dass ihm allein die Initiative nicht zumutbar ist und sieht sich darin durch die Abrissgenehmigung bestätigt. Eine andere Bestätigung geben ihm allerdings die Besucher: Dieses Jahr stand die Untere Mühle gar nicht auf dem Programm für den Mühlentag an Pfingsten. Trotzdem kamen mehr als 50 Menschen vorbei – und waren begeistert.