Boulahrouz zeigt dem Schiedsrichter gegen Leverkusen den Mittelfinger. Trotzdem muss er nur ein Spiel pausieren. Der VfB aber verhängt eine Geldstrafe.

Stuttgart - Weit nach dem Spielende, das für ihn etwas früher war, hat Khalid Boulahrouz noch einmal alle Hände voll zu tun. Er knetet seine Finger und klatscht auf seinen Handrücken - genau das und nicht mehr habe er auch getan, als er bei der 0:1-Niederlage des VfB gegen Leverkusen in der 90. Minute gestenreich seinen Unmut über einen Pfiff des Schiedsrichters Peter Gagelmann zum Ausdruck gebracht habe. "Einen Stinkefinger aber habe ich ganz sicher nicht gezeigt", sagt der Niederländer - und hat folglich auch keinerlei Verständnis dafür, mit Gelb-Rot vom Feld geschickt worden zu sein.

 

Mit etwas mehr Abstand, so ist zu vermuten, dürfte Boulahrouz sehr froh sein, nur die Ampelkarte gesehen zu haben und nicht glatt Rot. Die Fernsehbilder jedenfalls lassen wenig Zweifel daran, dass er eben doch seinen Mittelfinger in Richtung des Bremer Schiedsrichters erhob - unauffällig zwar, aber eben auch unzweideutig. Und bei einem solchen Vergehen ist normalerweise mit den Sportrichtern des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht zu spaßen. Eine mehrwöchige Sperre für den VfB-Verteidiger wäre fällig geworden.

Boulahrouz bekommt eine Geldstrafe

Im Falle von Boulahrouz jedoch können die Juristen nicht aktiv werden, er kommt mit einem Spiel davon. Als Tatsachenentscheidung wird die zweite Gelbe Karte von Gagelmann gewertet, der "eine provozierende Geste" sah, nicht aber den erhobenen Mittelfinger. Eine nachträgliche Bestrafung durchs Sportgericht wäre nur dann möglich, wenn der Schiedsrichter gar nichts mitbekommen hätte. "Boulahrouz hat Glück gehabt", sagt der DFB-Schiedsrichterlehrwart Eugen Striegel.

Vor Ungemach aus den eigenen Reihen bleibt der rechte Verteidiger jedoch nicht verschont. Eine Geldstrafe wird er bekommen, weil er sich "nicht zu so einer Aktion hinreißen lassen darf und seine Nerven besser im Griff haben muss", wie der VfB-Manager Fredi Bobic sagt: "Er hat mit dem Platzverweis sich geschadet - und der ganzen Mannschaft."

Celozzi ist nicht unumstritten

Beim Auswärtsspiel in Berlin muss der Trainer Bruno Labbadia nun erst mal personelle Veränderungen vornehmen, nachdem er bisher nicht nur immer die gleichen elf Spieler für die Startelf nominiert, sondern auch die gleichen drei Spieler eingewechselt hatte. Boulahrouz' Sperre wiegt um so schwerer, als der 29-Jährige auch als möglicher Ersatz in der Innenverteidigung ausfällt. Dort sind die Sorgen noch größer geworden, denn Patrick Bauer hat sich im Training eine Augapfelprellung zugezogen und musste über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.

Auf Boulahrouz' bisherigem Posten des rechten Verteidigers ist Stefano Celozzi erster Anwärter. "Das wäre die logische Konsequenz, denn er hat eine ordentliche Vorbereitung absolviert und ist sehr fit", sagt Labbadia. Wegen seiner Defensivschwächen ist der 22-Jährige beim VfB allerdings nicht unumstritten. Als Ideallösung jedenfalls gilt er nicht - genau so wenig übrigens wie Boulahrouz, der in der Rückrunde der vergangenen Saison zwar gute Leistungen gebracht hatte, gegen Leverkusen aber wieder einmal technische Defizite offenbarte.

Und so macht sich seit Samstag Andreas Hinkel noch größere Hoffnungen. Der frühere Nationalspieler ist derzeit Trainingsgast und würde allzu gerne fest angestellt werden. Nach der Länderspielpause, so ist von ihm zu hören, sei er körperlich wieder bei hundert Prozent angelangt.