Die meisten Anwohner haben von dem Polizeieinsatz in den Räumen des Stuttgarter Moscheevereins am frühen Morgen nichts mitbekommen. Viele Nachbarn zeigen sich gelassen gegenüber dem Verein, andere sind skeptisch.

Stuttgart - Um die Mittagszeit ist rund um das islamische Bildungs- und Kulturzentrum Mesdschid Sahabe in Botnang wieder Ruhe eingekehrt, nichts deutet auf die Dursuchung in den frühen Morgenstunden hin. Aus Kellerräumen der Einrichtung an der Regerstraße räumen drei Männer Sperrmüll auf einen Anhänger, einer von ihnen sagt, dass sie zur Moschee gehören würden. Er sei seit fünf Uhr in der Früh hier zugange, die Polizei sei heute noch nicht da gewesen. Er lebe auch hier im Haus und habe keine Probleme mit seinen Nachbarn. Die Frage nach seinem Namen beantwortet er mit George W. Bush.

 

Auch die anderen Anwohner, die sich zum islamischen Zentrum in der Nachbarschaft äußern, wollen ihren Namen nicht nennen. Die meisten haben von den Durchsuchungen am Morgen nichts mitbekommen, der islamische Verein wird ganz unterschiedlich wahrgenommen. „Ich habe kein Problem damit, mich haben sie immer in Ruhe gelassen“, sagt eine Frau, die im selben Haus wohnt, in dem auch der Verein seine Räume hat. Ähnlich äußert sich eine andere Frau, die dort lebt: „Ich wohne seit neun Jahren hier und habe noch nicht einmal etwas mitbekommen. Ich habe mit den Leuten keine Probleme, für mich ist alles okay.“ Ein Mann, der zwei Häuser weiter in seinem Garten arbeitet, ist auf die muslimischen Nachbarn nicht ganz so gut zu sprechen. Er habe ein eher ungutes Gefühl, angesichts der Menschen, die dort ein- und ausgehen: „Wenn es dunkel ist, möchte ich da lieber nicht alleine rübergehen. Die Frauen sind ja teilweise komplett vermummt, da erschrickst du dich zu Tode. Die schwarzen Gestalten und die Bärtigen, die braucht ja auch keiner hier.“ Er sei heute um 8.30 Uhr aufgestanden, von der Durchsuchung habe er jedoch nichts bemerkt. Er könne aber schon verstehen, „dass die da ein Auge drauf geworfen haben, da sollen ja auch so radikale Prediger aufgetreten sein, wie man hört.“

Besucher aus Deutschland und dem Ausland kamen nach Botnang

Auch sie habe nichts mitbekommen heute früh, sagt eine weitere Frau, die in dem Hochhaus an der Regerstraße wohnt. Sie finde es erfreulich, dass die Polizei aktiv werde. „Ich habe sowieso etwas gegen Salafisten. Wer die sind, weiß man ja inzwischen, leider wohnen im Haus auch schon welche.“ Aus ganz Deutschland seien die Menschen immer angereist, teilweise auch aus dem Ausland, um sich in den Räumen des islamischen Vereins zu treffen. Man habe dort auch schon Schriften gefunden, in denen beschrieben werde, dass man Frauen nur dort schlagen solle, wo die Wunden wegen der Verschleierung nicht zu sehen seien. Außerdem seien dort Lastwagen voller Hilfsgüter gesammelt worden – „für den Heiligen Krieg“.

Von diesen Sammlungen berichtet auch ein weiterer Bewohner des Hauses, allerdings wisse er nicht, wohin die Hilfsgüter gingen. Kleidung und Lebensmittel seien es hauptsächlich gewesen, er vermutet, dass sie für den kalten Winter in Anatolien gedacht waren. Ein Nachbar von ihm, der bei diesen Sammlungen aktiv gewesen sei, sei schon seit Wochen nicht mehr im Haus gesehen worden, und auch sein Parkplatz blieb seither leer. Er selbst fühle sich seit einiger Zeit tatsächlich ein bisschen unsicher im Haus, allerdings nicht wegen der Moschee und deren Besucher, sondern wegen der zunehmenden Zahl an Einbrüchen und Diebstählen im Haus. Er habe am Morgen die Polizisten gesehen: Als er gegen 5.45 Uhr nach Hause gekommen sei, sei er von vier Beamten am Markt-Parkplatz angehalten worden. Ob er Alkohol getrunken habe, wollten die Beamten von ihm wissen, locker und entspannt seien sie bei der Kontrolle gewesen. Später habe er noch gesehen, wie unten die Tür zu den Räumen des islamischen Vereins offen gestanden hätten und Leute ein- und ausgingen.