Thea Pietsch hat 40-mal das Sportabzeichen abgelegt. Der Sport hat ihr Leben geprägt und begleitet. Ans Aufhören denkt die 76-Jährige noch lange nicht, denn dafür macht es ihr viel zu viel Spaß.

Vaihingen - Seilspringen, 20 Kilometer Radfahren, aus dem Stand weitspringen und 200 Meter so schnell wie möglich mit dem Rad fahren: das sind die vier Disziplinen, in denen Thea Pietsch dieses Jahr ihre körperliche Fitness gezeigt hat – wieder einmal. Die 76-Jährige hat bereits zum 40. Mal das Sportabzeichen abgelegt. Am 8. Juni war sie mit anderen ins Stuttgarter Rathaus eingeladen. Dort ehrte die Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann die Sportabzeichen-Jubilare. „Es ist schön, dorthin eingeladen zu werden. Beim 30. Mal habe ich viele andere Sportler aus Baden-Württemberg getroffen. Das war interessant“, sagt Pietsch. Kleine Geschenke kriegen die Athleten auch. „Ganz früher waren es Zinnbecher, einmal ein schönes Handtuch mit dem baden-württembergischen Wappen“, erinnert sie sich.

 

1000 Meter schwimmen, jeden Tag

Pietsch ist in Wengen im Allgäu geboren. Sie folgte ihren Brüdern nach Stuttgart und lernte dort ihren Mann Roland kennen. Sie haben drei Kinder und sieben Enkelkinder. Seit zehn Jahren leben sie auf der Rohrer Höhe, zuvor 42 Jahre lang in Dürrlewang. „Ich habe immer schon Sport gemacht. Aus Spaß und an der Freude“, erzählt Pietsch. Jahrelang sei sie jeden Tag 1000 Meter geschwommen.

Als Mitglied des TSV Rohr besucht sie regelmäßig Gymnastik- und Wirbelgymnastik-Angebote. Und sie fährt gerne Rad mit ihrem Mann. Der wiederum kegelt und war lange Zeit in einer Fußballmannschaft. Auf die Idee, das Sportabzeichen abzulegen, hat sie ein Mitglied der Fußballgruppe ihres Mannes gebracht. „Der schlug den Männern vor, das zu machen, und eben auch den Spielerfrauen“, erzählt sie. Seitdem ist Thea Pietsch jedes Jahr am Start, mit wenigen Ausnahmen. „Dreimal musste ich in den vergangenen 43 Jahren aussetzen, weil ich krank oder verletzt war“, erzählt sie.

Mit Ehrgeiz und Spaß bei der Sache

Von Mai bis Oktober treffen sich die Mitglieder der Sportabzeichengruppe jeden Mittwoch auf dem Leichtathletikplatz des SV Vaihingen und trainieren dort. Dabei gibt es keine festen Vorgaben, jeder übt sich in den Disziplinen, die er mag. „Manchmal läuft man auch einfach bei einem mit, der gerade den 3000-Meter-Lauf trainiert, um ihn zu unterstützen“, erzählt Pietsch. Das Gemeinschaftsgefühl sei stark, eine Konkurrenz gebe es nicht zwischen ihnen, erzählt sie. Ehrgeiz aber freilich schon. „Wenn ich etwas mache, dann richtig. Dann versuche ich auch, noch einen Zentimeter weiter zu springen oder eine Minute schneller zu sein“, sagt die 76-Jährige. Was treibt sie an, jedes Jahr erneut für das Sportabzeichen zu trainieren? „Ich hatte das eigentlich nie vor. Das ergibt sich einfach so. Wir treffen uns jedes Jahr im Mai und legen los“, sagt Pietsch und grinst dabei wie ein junges Mädchen. Es erfordere keinen besonderen Antrieb bei ihr. „Ich muss mich auch nicht zum Sport quälen wie viele. Es macht mir Spaß, ich bin an der frischen Luft“, sagt sie.

Der Sport hat das Leben des Ehepaars geprägt

Auf rund vier Stunden Sport in der Woche kommt die 76-Jährige in den Sommermonaten. Das Radfahren mit ihrem Mann oder das Schwimmen noch nicht mitgerechnet. Ihr Ehemann steht hinter ihr und unterstützt sie voller Elan: „Der Sport hat unser ganzes Leben geprägt“, sagt Roland Pietsch. „Begleitet“, ergänzt seine Frau. „Und wir haben viele Freunde dadurch gewonnen.“

Auch mit 76 Jahren fühlt sich Thea Pietsch fit. „Im Alter ist es noch wichtiger, Sport zu treiben als in der Jugend“, findet sie. Strebt sie es an, die 50-mal Sportabzeichen vollzumachen? Das sieht die Hobbyathletin pragmatisch: „Ich habe kein spezielles Ziel. So lange ich auf den Platz gehen kann und es klappt, mache ich weiter Sport. Wenn es nicht mehr geht, dann eben nicht.“